Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 442
(PDF, 88 MB)
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Neues Schrifttum

war, keine Verbesserung brachte." (S. XL) In der schließlich eskalierenden Frage der
Demontage sei Bock auch persönlich „hinters Licht geführt" worden (S. LI). Mehrfach
betont Raberg, dass sich Bock durch seine Konzessionsbereitschaft in eine völlig isolierte
Position, in eine Sackgasse hineinmanövriert habe (S. XXXVI, XXXIX, XL). Am
Ende dieser Politik steht für Raberg völliges Scheitern. Tatsächlich finden sich Kabinettsprotokolle
, in denen Bock fast unverhüllt von den Mitgliedern seiner Regierung
zu mehr Widerstand aufgefordert wird (Sitzung vom 11. November 1947, S. 121 f. und
Sitzung vom 30. April 1948, S. 302ff.). Jedoch zeigt sich in diesen Sitzungen, dass sich
auch Carlo Schmid von klarer Konfrontation gegenüber der Militärregierung nichts
versprach.

Kritikwürdig sind nicht einmal so sehr die Widersprüche in Rabergs Beurteilungen
als vielmehr ihre unsystematische Streuung über den gesamten Einleitungstext hinweg.
Bock wird überdies zu sehr an der Politik des kalkulierten Risikos gemessen, die Gebhard
Müller als CDU-Fraktionsvorsitzender und später als Bocks Nachfolger betreibt.
Dieser profitiert von der allgemeinen politischen Entwicklung in Deutschland: Die Bildung
der Trizone reduziert den französischen Einfluss deutlich. Hinzu kommt das ma-
chiavellistische Potenzial Gebhard Müllers, das Karin Graf in ihrer Arbeit über die
württembergische-hohenzollerische Bodenreform so überzeugend beleuchtet hat. Dieses
Potenzial an Bedenkenlosigkeit hat Gebhard Müller, wie zu vermuten steht, den
Umgang mit den Granden der Militäradministration sehr erleichtert. Schließlich erscheint
dem Rezensenten der Einwand überlegenswert, ob nicht Gebhard Müller -
auch dank einer überaus gekonnten Selbstdarstellung in einem langen Leben - in seiner
politischen Leistung überschätzt wird, während Lorenz Bock auch in diesem („seinem
") Band unterschätzt wird.

Auf einem anderen, für die Zukunft des Landes besonders wichtigen Feld wird
Bocks Politik von Raberg dagegen mit uneingeschränktem Lob bedacht: bei der Frage
der territorialen Neugliederung des Südwestens nach den alliierten Grenzziehungen.
Bock habe die Wiedervereinigung Württembergs nachdrücklich und uneingeschränkt
betrieben und den Weg in den Südweststaat von Beginn an unterstützt. Beide Ziele erscheinen
bei Raberg aber als selbstverständlich. Raberg übergeht dabei völlig, dass
Bock als CDU-Fraktionsvorsitzender alles daran gesetzt hatte, eine eigenständige süd-
württembergische Verfassung durchzusetzen und hier auch den Konflikt mit der Militärregierung
nicht scheute. Überdies besteht bezüglich des Südweststaats keinesfalls,
wie Raberg suggeriert, in der württembergisch-hohenzollerischen Landesregierung ein
Konsens aller beteiligten Parteien. Vielmehr zeigt das Kabinettsprotokoll zur Vorbereitung
des berühmten Treffens der Staatschefs auf dem Hohenneuffen (Bock war
durch schwere Krankheit an der Teilnahme gehindert), dass der Südweststaat der konservativen
CDU-Mehrheit unter Führung von Albert Sauer ein anderer werden sollte,
als ihn die SPD anstrebte: Dezentral sollte er gestaltet werden; die südwürttembergische
Sonderform der Konfessionsschule sollte erhalten bleiben; regionale Reservatrechte
dauerhaft eingerichtet werden (Protokoll der Sitzung vom 2. August 1948,
S. 429). Dass Sauer hier im Sinne von Lorenz Bock handelte, daran sollte bei dessen Interesse
an einer Neugliederung Deutschlands im Sinne des Regionalismus, wie es Jürgen
Klöckler bei ihm nachgewiesen hat, kein Zweifel bestehen. Bocks Beitrag besteht
eben gerade nicht in der kritiklosen Übernahme von Reinhold Maiers Initiative (wie es

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