Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 3
(PDF, 78 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_krit_okkult1926/0008
Hellsehen durch telepathische Einfühlung?

Von Max Dessoir, Berlin.

Auf die Hellseherin Helene Schnelle — dies war der Mädchenname
einer im Sommer 1923 vorzeitig verstorbenen Nürnberger Dame
— ist die Öffentlichkeit durch mehrere Schriften hingewiesen worden.
Am einläßlichsten hat sich Herr Dr. Joseph Boehm über sie geäußert
und zwar in einer 1921 erschienenen Schrift „Seelisches Erfühlen". Die
eigentümliche Fähigkeit der Frau Schnelle soll darin bestanden haben,
daß sie durch bloßes Betasten von Briefen und anderen Schriftstücken
in die Lage versetzt wurde, ein zutreffendes Charakterbild des Schreibers
zu entwerfen. Ich habe im Januar 1922 Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen
gehabt, über die ich in der nächsten Auflage meines Buches
„Vom Jenseits der Seele" berichten werde. Im Anschluß an diese Beobachtungen
wurden weitere Versuche insbesondere von Herrn Privat:
dozenten Dr. AlfredBaeumler angestellt, die nach meinen Vorschlägen
eingerichtet waren. Einen dieser Versuche, über den in meinem soeben
genannten Buch nicht berichtet werden wird, will ich hier zur Erörterung
stellen.

Herr Dr. Baeumler hatte von einem ihm befreundeten Münchener
Gelehrten, „Dr. X.", einen Brief zugesandt erhalten, von dem er wußte,
daß der Schreiber oder die Schreiberin zur nächsten Verwandtschaft des
„Dr. X." gehöre. Er vermutete, die Mutter sei die Schreibern^ eine Dame,
die ihm ihrem Charakter nach aus gelegentlichen Schilderungen einigermaßen
bekannt war. Der Brief stammte aber in der Tat nicht von der
Mutter, sondern von der Schwiegermutter des „Dr. X." Von dieser
Schwiegermutter hatte „Dr. X." vorher eine Charakteristik schriftlich
entworfen und in einem erst nach dem Versuche zu öffnenden Umschlage
an Dr. Baeumler geschickt. Die Charakteristik lautete folgendermaßen:
„Die Schreiberin ist eine verheiratete Erau von 55 Jahren. Eine gemütstiefe
Natur, echter Hingebung und Teilnahme fähig. Von großer Wärme
und Herzlichkeit der Empfindung, von „mütterlichem" Wesen. Damit verbindet
sich ein praktischer Verstand, Nützlichkeitssinn, Organisationstalent.
Die Vereinigung der weiblieh-hingebenden Eigenschaften mit dem sehr
aktiven praktischen Sinn gelingt nicht immer ohne Schärfen, obgleich
das persönliche Gesamtbild kein typisch unharmonisches, keine „Konfliktsnatur
" ist. Ein gewisser Unabhängigkeitsdrang, außergewöhnliche
Energie, Tätigkeitslust und seelisch-körperliche Widerstandskraft ist die
Ursache dafür, daß sie ihren Tätigkeitsbereich über das engere Feld der
Familie hinaus erweitert hat und sich sozialen und kulturpolitischen Aufgaben
zugewandt hat. (Sie stand, besonders in früheren Jahren, der Frauen-


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