Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 13
(PDF, 78 MB)
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E. Darmstaedter. Die Alchemie.

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Die Alchemie.

Von Dr. Ernst Darmstaedter, München.

Nach uralter Anschauung wachsen und reifen die Mineralien in der
Erde. Die Metalle verändern sich dabei, werden reiner und vollkommener
und werden schließlich zu Silber und Gold. Das Schaffen der Natur zu
ergründen und nachzuahmen, war immer das Streben der Menschheit,
und die künstliche Darstellung der Edelmetalle durch Veredelung der
„unvollkommenen" Metalle, Blei, Zinn, Eisen und Kupfer l) mußte als
hohes Ziel gelten.

Nicht nur die auri sacra fames war also dabei die Triebfeder, sondern
in hohem Grade der Wunsch, tief verborgene Naturvorgänge aufzudecken.
Wie diese selbst mit dem Schleier des Geheimnisvollen und Göttlichen
verhüllt sind, so galt auch die Alchemie, die Wissenschaft der Metallumwandlung
, deren Entstehung und Inhalt hier gezeigt werden soll, als
geheimnisvolle, große, heilige Kunst, die nur wenigen zugänglich war.

Wie bei allen menschlichen Dingen finden sich natürlich auch hier
verschiedene Auffassungen, Absichten und Ziele, von mehr oder weniger
primitiven Fälscherkünsten bis zu Äußerungen tiefen philosophischen
Denkens und religiös-mystischer Schwärmerei.

Die Grundidee der wissenschaftlichen Alchemie war die Auffassung,
daß die Metalle keine einheitlichen, sondern zusammengesetzte Körper
seien, und es war deshalb durchaus logisch, ihre Veränderung und Umwandlung
, z. B. durch künstliche Umstellung ihrer — angenommenen —
Bestandteile, für möglich zu halten, praktisch zu versuchen und damit die
Metallveredlung — die künstliche Herstellung des Silbers und Goldes —
erreichen zu wollen. Die Wissenschaft von heute steht solchen Gedanken
— wenn auch auf anderer Grundlage — näher, wie die vor einigen
Jahrzehnten, welche das „Element" als etwas in jedem Sinne durchaus
Feststehendes, Unangreifbares ansah und deshalb die „Umwandlung der
Elemente", also auch die der Metalle, für etwas ganz Unmögliches hielt.

Ein Verdienst hat man der Alchemie auch in der neueren Zeit
wohl immer zugebilligt: Entdeckungen und Erfindungen chemischer und
chemisch-technischer Art, die aus alchemistischen Versuchen mehr oder
weniger zufällig hervorgingen, mit Metallumwandlung u. dgl. nichts
zu tun hatten, aber für die Entwicklung der Wissenschaft und Technik
bedeutungsvoll waren. So etwa die Erfindung, oder besser, Neuerfindung
des Porzellans durch Böttger.

Wenn man in solchem Sinne die Alchemie als Vorläuferin der
modernen Chemie bezeichnet, so muß man doch berücksichtigen, daß schon
lange vor der Alchemie und später neben ihr, eine Chemie empirischer
Art bestand, bei der Metallumwandlungs-Gedanken keine, oder keine

v) Das Quecksilber wurde von den Alchemisten meist nicht zu den eigentlichen
Metallen, sondern zu den „Spiritus", den flüchtigen Stoffen gerechnet — wegen seiner
Sublimierbarkeit.


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