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Die Alchemie.
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die hypothetische, wichtigste TTrsubstanz der Metalle. Neben ihm galt
schon hei den griechischen Alchemisten der Schwefel als Grundstoff,
wobei kurz erwähnt werden kann, daß die Vorstellung von Quecksilber
und Schwefel als Grundstoffe vielleicht aus der griechischen Elementenlehre
in der Weise entstand, daß diese Substanzen als Typen der Elementenpaare
Wasser— Erdebzw.Luft — Feuer, auftraten (v.Lippmann).
Seit Paracelsus kam als weiterer Grundstoff noch das „Salz" dazu.
So sagt er im Buch Paramirum:
„Drey sind der Substanzen, die da einem jeglichen sein Corpus geben:
Das ist . . . Sulphur, Mercurius, Sal."
Wie das bei Paracelsus gemeint ist, sieht man an einem Beispiel
von brennendem Holze: „Nun laßt brennen, so ist, das da brennt, der
Sulphur, das da raucht, der Mercurius, das zu Aschen wird, Sal." Er
überträgt dann diese Anschauung auf alle Körper, besonders die Metalle
und vergleicht die drei Grundstoffe mit Geist, Seele und Leib, wobei
Merkur der Geist, Sal das nicht Flüchtige, corpus, Leib ist, und Sulfur
die Seele, die Körper und Geist vereinigen soll.
Dazwischen den bekannten, alltäglichen Stoffen Quecksilber, Schwefel
und Salz, und den gleichnamigen hypothetischen Grundstoffen nicht
immer scharf unterschieden wird, entstehen oft Schwierigkeiten und Mißverständnisse
.
Der philosophische und mystische Gehalt der Alchemie, ihre Verbindung
mit theologischen Gedanken, tritt sehr stark hervor. Mit überheblichem
Lächeln lassen sich solche Dinge nicht erledigen. Ernstes
Studium ist vielmehr nötig. Es handelt sich dabei um letzte Fragen, um
die Ursachen, um die Entstehung, Art und Zusammensetzung der Dinge
und der Welt. Die Lehre von den drei Grundstoffen wird deshalb auch
von Jakob Boehme oft und vielseitig aufgegriffen und behandelt. Er
sagt z. B.: „Siehe, es sind vornehmlich drei Dinge, daraus sind worden
alle Dinge, Geist und Leben, Weben und Begreiflichkeit, als : Sulphur,
Mercurius und Sal." Dies sicher im Anschlüsse an Paracelsus.
Die Vermengung religiöser und alchemistischer Gedanken, die bei
Boehme und anderen auffällt, ist sehr alt und zeigt sich, wie erwähnt,
schon im späten Ägypten, wo alchemistische Vorgänge und Manipulationen
auf den Osiriskult zurückgingen oder mit ihm vermengt wurden.
Im Mittelalter und später wurde bisweilen die Metallveredlung mit der
Auferstehung verglichen, und die Dreizahl der Grundstoffe mit der heiligen
Dreifaltigkeit.
Auch die Urmaterie, aus der alles entsteht, findet sich später, als
wichtiger Begriff, als „Chaos" und Mysterium Magnum, z. B. bei Paracelsus
und Boehme.
Auch die erwähnten Anschauungen über den Samen des Goldes,
und über die Vereinigung von Männlichem und Weiblichem bei der
Metall Veredlung u. dgl. finden sich immer wieder im Laufe der Jahrhunderte
, auch in bildlichen Darstellungen.
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