Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 24
(PDF, 78 MB)
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R. Tischner.

Betrachten wir einmal die Gegner, unter denen es zahlreiche Abstufungen
gibt. Die Extremsten sind wohl die Aprioristen, von denen
ich aus vergangenen Zeiten z. B. Helmholtz anführe, der zu dem
Physiker Barrett einst sagte: „Die Telepathie gibt es nicht, denn sie
ist unmöglich." Diese Behauptung setzt voraus, daß wir die Naturgesetze
alle schon irrtumslos und vollständig kennen. Da wir das nicht behaupten
und noch weniger beweisen können, erledigt sich im Prinzip der Einwurf,
und wir dürfen zur zweiten Gruppe übergehen, zu denen, die behaupten:
„Ehe ich das nicht selbst erlebe, kann ich diese Dinge nicht annehmen."
Hierin spricht sich eine Überschätzung der eigenen Beobachtungsfähigkeit
im Gegensatz zu der aller Anderer aus, die früher sich mit dem Gebiete
beschäftigt haben, so daß man diese Einstellung als methodisch nicht gerechtfertigt
ansehen kann. Und diese Stellungnahme wird auch nicht richtig,
wenn man sagt, in der Wissenschaft gelte nur das, was man jederzeit
jedenorts jedermann vorführen könne. Von manchen Einwänden, die wir
spater besprechen werden, abgesehen, stimmt dieser Einwand nicht einmal
in so exakten Wissenschaften wie der Astronomie. Ich kann z. B. nicht
den Venusdurchgang jederzeit demonstrieren, und wenn ich eine Sonnenfinsternis
studieren will, kann es mir passieren, daß die Sonne hinter
Wolken sich verbirgt. Also in dieser Allgemeinheit stimmt der Einwand
gar nicht. Eine dritte Gruppe sagt, solange gewisse Phänomene nur im
Dunklen vor sich gehen, könne man diese Erscheinungen nicht anerkennen,
ein Einwand, der bekanntlich dadurch widerlegt wird, daß es nicht von
vornherein angeht, die Bedingungen vorzuschreiben, auch sonst gehen
gewisse Erscheinungen, wie bei der Photographie und manche Wachstumsvorgänge
, nur im Dunkeln vor sich; außerdem trifft der Einwand
in dieser Allgemeinheit nicht zu, indem manche Telekinesen schon im
Hellen sich ereignet haben. Endlich gibt es eine Gruppe, die sich
schließlich auch auf Versuche im Dunkeln einlassen würde, die aber die
bisherigen auf diese Weise erzielten Ergebnisse nicht anerkennen will;
mit dieser Gruppe werden wir es hauptsächlich zu tun haben.

Bevor ich jedoch auf die Methodologie, besonders in Hinsicht auf
die Ansichten letzterer Gruppe eingehe, sei vorher noch ein Punkt erörtert,
der es gerade auf unserem Gebiete so erschwert, auf Grund möglichst
einwandfreier Methodik und sachlicher Erörterung zu sicheren allgemein
anzuerkennenden und anerkannten Ergebnissen zu kommen; es ist die
Schwierigkeit, die ganze Frage losgelöst von allen möglichen affektbetonten
Problemen zu studieren. Denn auch in der Wissenschaft gilt
bis zu einem gewissen Grade, um mit Schopenhauer zu reden, der
„Primat des Willens", d. h. unser Denken ist sehr schwer von allen
Beeinflussungen durch unser Wollen und Wünschen rein zu halten. Wie
der geistreiche Zoologe Pauly in seinen „Aphorismen" einmal sagt:
„Sie sind mit den Gründen leicht zufrieden, wenn ihnen nur die Behauptungen
gefallen".

Was der Mensch wünscht, das glaubt er gern; was sich leicht in
den Rahmen seiner bisherigen Anschauungen einfügt, prüft er nicht mit


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