Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 25
(PDF, 78 MB)
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Zur Methodologie des Okkultismus.

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solch unerbittlicher Sachlichkeit wie das, was sich nicht einfügt; ja bei
letzterem wird er häufig nicht rein sachlich prüfen, sondern im Gegenteil^
nach der andern Seite zu weit gehen und statt mit sachlichem Urteil
mit Vorurteil die Angelegenheit entscheiden, indem er nicht, wie es
die Sache eigentlich erfordern würde, die für eine Sache sprechenden
Gründe auf die eine Wagschale tut und die dagegensprechenden auf die
andere und beide je nach ihrer Gewichtigkeit wertet; einige dagegen-
sprechende Argumente fallen allzu leicht überhaupt unter den Tisch und
die anderen werden nicht in ihrem vollem Gewicht berechnet, sondern
leichter genommen als sie es verdienen würden1).

Bis zu einem gewissen Grade ist das eine allgemein menschliche
Eigenschaft, und sie ist auch verständlich, ja, bis zu einem gewissen
Grade vielleicht berechtigt. Denn wenn man von einer Sache eine bestimmte
Meinung hat, so wird man von vornherein die dagegen sprechenden
Gründe nicht so stark werten, als die dafür sprechenden, da man sich
schon eine feste Meinung gebildet hatte. Zu verlangen ist nur, daß man
trotzdem sich vorurteilslos mit der Sache beschäftigt und nun nicht
wirklich seine Meinung von vornherein für fest und unerschütterlich hält.
Aber abgesehen von dieser sozusagen logischen Wertung sprechen bei
dieser Wertung meist noch andere unsachliche und gefühlsmäßige Gründe
mit. Das ist schon bei gleichgültigen Themen der Fall, indem der Forscher,
falls er sich innerlich oder gar vor der Öffentlichkeit festgelegt hat, sich
nur schwer dazu entschließen kann, seine lieb gewordenen Ansichten
aufzugeben, falls er nicht gar unbedingt Kecht behalten will.

Noch schwerer ist natürlich eine völlig objektive Haltung des Forschers,
wenn irgendwelche anderen Affekte, Gemütsmomente wie weltanschauliche
Momente eine Holle spielen.

Hätte ausschließlich die wissenschaftliche Objektivität das Wort
gehabt, so wäre z. B. vor 65 Jahren die Anerkennung der Darwinschen
Selektionstheorie nicht so schnell erfolgt, wie es der Fall war. Sie paßte
aber in das mechanistische Weltbild, ja, sie war der Schlußstein in dem
Gebäude des Mechanismus, indem nun auch die Zweckmäßigkeit der
organischen Welt, die bisher immer der mechanistischen Erklärung getrotzt
hatte und irgendwie einen psychischen Faktor zu fordern schien,
auf rein mechanischem Wege erklärbar schien. In dieser affektiv betonten
Einstellung zugunsten einer mechanistischen Anschauung übersah man
die dagegen sprechenden Momente, oder wertete sie jedenfalls zu niedrig,
und es bedurfte einer Arbeit von Jahrzehnten, um das damals Versäumte
nachzuholen. Denn es ist nicht so, wie man wohl manchmal sagt, daß
man auf Grund des damaligen Wissens' zu diesen Schlüssen kommen
mußte, und erst auf Grund der späteren Forschungen die Unhaltbarkeit
der Selektionstheorie einsehen konnte; Leute wie Karl Ernst von B a e r,
der Botaniker Wigand und besonders der Philosoph Eduard von

x) -Uber diese nicht objektive Einstellung des Menschen hat vor einigen Jahren
der Züricher Psychiater Bleuler ein lesenswertes Buch geschrieben: „Das autistisch-
undisziplinierte Denken in der Medizin". Berlin 1919.


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