Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 27
(PDF, 78 MB)
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Zur Methodologie des Okkultismus.

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aus begreiflichen Gründen bei den Gegnern, so daß bei diesen also ein
Plus an positiv affektiver Einstellung gegen die Metaphysik besteht.

Wir sehen also, daß abgesehen davon, daß es überhaupt methodisch
falsch ist, schon bei der Tatsachenfrage die theoretischen Erklärungsmöglichkeiten
mit hineinspielen zu lassen, es zur Zeit zum mindesten verfrüht
ist, das Gebiet deshalb abzulehnen, weil es angeblich irrational oder
„mystisch" ist. Weiter sahen wir, daß affektives Denken bei den Forschern
, die für die Realität der Erscheinungen eintreten, zum mindesten
keine größere Rolle spielt als bei den Gegnern, eher das Gegenteil.

Nach Klärung dieser Vorfragen sei nun auf die Methodologie näher
eingegangen. Ein Blick in die Literatur zeigt, daß hier in der Beurteilung
von Versuchen die größten Unterschiede bestehen. Der eine hält
Versuche für beweisend, bei denen der andere starke Fehler findet und
dabei kann man nicht von vornherein dem einen „Gläubigkeit" und
mangelnde Intelligenz vorwerfen und den andern nicht ohne weiteres des
bösen Willen bezichtigen. Es erhebt sich also die Frage, was für Ansprüche
muß man an Versuche stellen, um sie als beweisend anerkennen
zu können, wo ist der Zweifel berechtigt und wo schießt die Zweifelsucht
über das Ziel hinaus ?

Die Methodologie des Beweisverfahrens ist je nach den Wissenschaften
verschieden., Gewisse Tatsachen der Mathematik und Logik sind apriorisch,
sie sind einem Beweise gar nicht zugänglich und bedürfen dessen auch
nicht, weil sie in der Struktur des Geistes selbst begründet sind. Von
diesen apriorischen Sätzen anfangend geht die Mathematik vielfach rein
deduktiv vor. Es ist von vornherein klar, daß in der modernen Meta-
psychik diese Methode nicht am Platze ist, indem man etwa aus dem Begriff
eines Geistes deduziert, was er für Eigenschaften hat und was er
infolgedessen leisten kann. Diese Methodik müssen wir den gläubigen
Spiritisten überlassen. Für uns handelt es sich darum, auf Grund von
Erfahrungen unserer Sinne induktiv die Tatsachen festzustellen. Nun'
gibt es verschiedene Arten von Wissenschaften, die sich auch durch ihre
Methodik vielfach unterscheiden. Es fragt sich also, wohin gehört die
Metapsychik?

Bevor wir aber auf diese Frage eingehen, können, muß ich zuerst
allgemein über die Einteilung der Wissenschaften sprechen, erst auf Grund
dieser allgemeinen Darlegungen wird klar werden, was die Metapsychik
ist, und was man von ihr in methodologischer Hinsicht zu halten hat.

Besonders die beiden Heidelberger Philosophen Windelband und
Ricker t haben eindringende Arbeit auf diesem Gebiete geleistet. Windelband
kam auf Grund seiner Untersuchungen dazu, zwei Arten der Wissenschaft
zu unterscheiden, die er „nomothetische" und „idiographische"
nannte. Der erste Name drückt aus, daß wir es hier mit Wissenschaften
zu tun haben, die ihre Hauptaufgabe darin sehen, Gesetze aufzustellen,
man kann sie also auch „generalisierende" nennen; es ist im wesentlichen
die Naturwissenschaft, die so eingestellt ist. Das einzelne Ereignis —
z. B. der Fall eines Steines —■ interessiert sie als solches gar nicht,


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