Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 30
(PDF, 78 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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R. Tischner.

von naturwissenschaftlicher und geisteswissenschaftlicher Forschung zu
finden, wobei, da es sich vorerst im wesentlichen um die Erforschung
der physikalischen Bedingungen handelt, die naturwissenschaftliche Methodik
vorwiegen wird, und in der Tat wird die Forschung in der Meta-
psychik ganz von naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten beherrscht.
Wir haben es also, wie nicht anders zu erwarten, auch in dieser methodologischen
Hinsicht in der Metapsychik mit einer ausgesprochenen
„Grenzwissenschaft" zu tun, indem wir in ihr eine Geisteswissenschaft
mit sehr starkem naturwissenschaftlichem Einschlag haben, etwa wie man
es bei der physiologischen Psychologie findet.

Um noch einige Worte über die parapsychischen Phänomene zu
sagen, so haben wir dabei von vornherein psychische Phänomene vor
uns, die allerdings auch vielfach unterbewußt verlaufen, wodurch die rein
psychologische Forschung vielfach erschwert, ja unterbunden wird. Soweit
es sich um Experimente handelt, stehen auch hier vielfach naturwissenschaftliche
Methoden im Vordergrund, wenn auch z. T. infolge der gros-
seren Übersichtlichkeit der Versuchsbedingungen und des Fehlens physikalischer
Erscheinungen die rein physikalischen Fragestellungen nicht
eine solch große Rolle wie bei den paraphysischen Erscheinungen spielen.

Wir sehen also schon bisher, daß die Metapsychik nicht als reine
Naturwissenschaft angesehen und betrieben werden kann. Dazu kommt
aber als Wichtigstes noch ein anderer eigentümlicher Umstand, der es
nicht gestattet, die Metapsychik rein als Naturwissenschaft zu betreiben,
es ist die Eigenart ihres Materials. Die Medien sind selten, infolgedessen
ist es meist nicht möglich, wie es sonst in der Naturwissenschaft üblich
ist, die Angaben eines Forschers durch eigene Untersuchungen nachzuprüfen
, wie etwa der Chemiker das betreffende Ausgangsmaterial nimmt
und an ihm untersucht, ob die Angaben des andern Forschers richtig sind,
und wie es auch der Physiker und der Biologe tut. Das ist in der Metapsychik
wegen der Seltenheit der Medien meist nicht möglich; und falls
ein anderer Forscher auch über ein Medium verfügt, dann wird er in den
seltensten Fällen bei einer Nachuntersuchung an ihm zu bindenden
Schlüssen über das Medium des früheren Forschers kommen können, da
kein Medium dem andern gleicht und infolge dieses individuellen Faktors
ein zwingender Schluß von dem einen Medium auf das andere selten gemacht
werden kann. Infolgedessen ist man also meist darauf angewiesen,
die Angaben des Forschers kritisch zu analysieren.

Man hat es also bei dieser Analyse mit früheren, abgelaufenen Geschehnissen
zu tun, die uns nur noch durch die Berichte zugänglich
sind, es ist mithin hier nicht die experimentelle naturwissenschaftliche
Forschung möglich, hier ist vielmehr dieselbe Methode vonnöten, wie
man sie in der Geschichtswissenschaft anwendet: die Untersuchung eines
„historischen Ereignisses". Es ist selbstverständlich, daß man sich bei
dieser historischen Untersuchung auch der Methoden bedient, die sonst
in den Geschichtswissenschaften angewendet zu werden pflegen.


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