Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 38
(PDF, 78 MB)
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R. Tischner.

Untersuchungen Rechnung getragen wird, finden wir nun auch sonstige
Entstellungen der tatsächlich vorhandenen Umstände, indem man erstens
auf die Psychologie der Zeugenaussagen aufmerksam macht und dementsprechend
ungünstige Schlüsse auf die Berichte der Zeugen zieht, und
außerdem betont man die ungünstigen Bedingungen, unter denen man die
Beobachtungen anstellt, dabei besonders auf die Dunkelheit und die lange
Dauer der Sitzungen aufmerksam machend. Diese Einwände klingen
sicherlich recht gewichtig, und sie sollen gewiß nicht unterschätzt werden,
aber in dieser allgemeinen Formulierung tragen auch sie zu einer Entstellung
der wirklich bestehenden Verhältnisse bei. Sicherlich hat man
früher die menschliche Beobachtungsfähigkeit und infolgedessen den Wert
der Zeugenaussagen überschätzt, aber genauere Analyse zeigt denn doch,
daß, auf die metapsychischen Untersuchungen angewendet, das Argument
nicht so schwer wiegt als man meint; in mehr als einer Hinsicht liegen
die Verhältnisse wesentlich günstiger, als nach der üblichen summarischen
Kritik der Skeptiker anzunehmen war. Verwickelte Handlungen sind in
ihrer Beihenfolge, ihrer ursächlichen Verknüpfung usw., wie die Beobachtungspsychologie
gezeigt hat, recht schwer völlig richtig zu berichten
Bei den metapsychischen Untersuchungen handelt es sich aber vielfach
nur darum, ob ein bestimmtes Ereignis unter bestimmten Bedingungen
eintritt oder nicht. Es soll also gar nicht ein „Vorher" und „Nachher"
bestimmt werden, sondern nur der Eintritt eines Ereignisses ziemlich
grober Natur. Da zudem bei den besten Untersuchungen die Hände gehalten
werden und außerdem an den Hand- und Fußgelenken sich Leuchtbänder
befinden, so ist eine derartige Beobachtung, daß es sich um Phänomene
handelt, die nicht vom Medium betrügerisch hervorgebracht werden,
ziemlich leicht. Und falls mehrere Gegenstände nacheinander bewegt
worden sind und sich nachher in den Berichten über die Reihenfolge
kleine Unterschiede finden, so ist das bei sonst durchsichtigen Bedingungen
ein untergeordneter Punkt, von dem aus man nicht alles andere entwerten
und etwa gar folgern darf, da sich über die Reihenfolge Meinungsverschiedenheiten
fänden, sei es gar nicht sicher, ob überhaupt etwas geschehen
sei. Gewiß kommt es auch vor, daß die Beobachter Halluzinationen
haben oder Illusionen unterliegen, aber wie die Photographie gezeigt hat,
ist das wesentlich seltener, als die Skeptiker früher oder auch jetzt oft
behauptet haben. Und außerdem zeigt die geringste psychologische Erfahrung
, daß die Reihenfolge voneinander unabhängiger, nicht in unmittelbarer
ursächlicher Verknüpfung stehender Handlungen besonders
schwer ihrer genauen Reihenfolge nach erinnert wird. Es gilt also in
genauer Einzelanalyse die Wertigkeit jeder Aussage im Lichte der Be-
obachtungs- und Aussagenpsychologie festzustellen, anstatt in der Art der
Gegner mit Allgemeinheiten alles entwerten zu wollen.

Ein scharfsinniger, skeptisch eingestellter Physiologe meinte mir
gegenüber einmal, die menschliche Beobachtungsfähigkeit sei auch abgesehen
von den andern bei der Psychologie der Zeugenaussage mitspielenden
Momenten so gering, daß man auf die Beobachtungen in metapsychischen


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