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Graf C. v. Klinckowstroem.
lieh verschwand". Houdini hatte als einziger gesehen, wie es verschwand
: im Munde des Mediums mittels einer dem Magiker geläufigen
Trickbewegung. Dingwall sagt in seinem Kommentar zu dieser Stelle,
die in der Schrenckschen Übersetzung fehlt: „Die vergleichsweise nächstkommende
normale Substanz wäre ein abgerissenes längliches Stück
sehr dünnen weißen Gummis oder Goldschlägerhaut. Dieses wurde nahe
dem Munde von den Fingern (des Mediums) gezogen, geknetet und bearbeitet
. Es verschwand schließlich augenscheinlich in einer sehr merkwürdigen
Weise". Dingwall und die anderen Anwesenden haben das
„Wie" des Verschwindens also nicht beobachtet.
Die Schrenckschen Schlußfolgerungen sind mithin hinfällig. Mag
man Houdinis Beobachtung einer Trickbewegung bei Eva C. für richtig
halten oder nicht, in der Weise, wie Sehrenck es getan hat, seine
Glaubwürdigkeit in Zweifel zu ziehen, ist jedenfalls nicht angängig.
Ich komme nunmehr zum Fall Slade. Wie im Falle Kluski habe
ich mich bemüht, über S lad es Selbstbekenntnis des Betrugs, welches
Houdini in seinem Buche (S. 99) mit einem ausführlichen Bericht von
Remigius Weiß mitteilt, Näheres zu erfahren. Denn .selbstverständlich
konnte dieses Dokument den Okkultisten zu an sich nicht unbegründeten
Zweifeln Anlaß geben, zumal Houdini seinen Gewährsmann als „altes
Medium" bezeichnet hat. Hier ist zunächst wieder eine Ungenauigkeit
Houdinis zu verzeichnen. Wie aus einem nachträglich ausgegebenen
Deckblatt mit Korrekturen zu seinem Buch hervorgeht, ist Remigius Weiß
nicht ein altes Medium, sondern im Gegenteil ein alter erfahrener Mediumforscher
, der namentlich in der Blütezeit des amerikanischen Spiritismus
durch Vorträge und Veröffentlichungen zur Aufklärung beizutragen gesucht
und eine ganze Anzahl von Schwindelmedien entlarvt hat, die,
wie Weiß angibt, zum Teil mit schönen Titeln als „Doktoren", „Professoren
", „Colonels" usw. auftraten.
Amerika ist fern. Was aus Amerika kommt, begegnet in Europa vielfach
einem nicht unberechtigten Mißtrauen. Der Nachweis für die Echtheit
des Sladeschen Selbstbekenntnisses ist nicht leicht zu führen, da eine
unmittelbare Nachprüfung nicht möglich erscheint. Denn weder eine
photographische Reproduktion des Originalschriftstückes noch eine notariell
beglaubigte Abschrift würde an sich die Echtheit des Originals bezeugenr
sondern nur die Existenz desselben. Immerhin besitzt Weiß außerdem
noch zwei Sladetafeln mit „Geisterschrift", die Houdini in seinem
Buch reproduziert hat. Hinsichtlich des Bekenntnisses schrieb mir Remigius
Weiß in einem sehr ausführlichen Brief vom 13. Juni 1925 u. a.: „Sie
werden fehlgehen und verkennen den springenden Punkt des Ziels der
Okkultisten, wenn Sie glauben, daß diese jemals Slades Bekenntnis als
Beweisstück für dessen mediumistischen Schwindel und Scharlatanerien
anerkennen werden, obwohl es von seiner eigenen Hand geschrieben ist."
Ich bin im Besitz einer ausführlichen, von Remigius Weiß vor einem
Notar beschworenen Aussage über das Selbstbekenntnis Slades, über die
Entlarvung und was damit zusammenhängt.
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