Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 59
(PDF, 78 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_krit_okkult1926/0064
Psychologische Glossen zu dem Berliner Okkultistenprozeß.

59

Wahrheit ist, jedenfalls während der beiden ersten Sitzungstage, während
ich als Sachverständiger anwesend war, von keinem der anderen beteiligten
Herren widersprochen worden. Es scheint danach, als habe Dr. Bruck hiermit
die in seinen Kreisen geltenden Anschauungen über Protokollwahrheit
zum Ausdruck gebracht. Es ist allerdings schwer verständlich, wie ein
Arzt, der sich mit okkultistischen Forschungen befaßt, derartig laxe Auffassungen
der Protokollwahrheit haben kann. Auch wenn man noch so
gewissenhaft sich bemüht, in dem Protokoll den wahren Sachverhalt
zum Ausdruck zu bringen und wenn man noch so sehr bestrebt ist,
die voneinander in Einzelheiten abweichenden Wahrnehmungen der einzelnen
Sitzungsteilnehmer hervorzuheben, wird das Protokoll erfahrungsgemäß
doch nicht fehlerfrei sein. Wenn man aber gar nicht einmal
ernstlich den Versuch macht, das Protokoll so zuverlässig wie nur
möglich zu gestalten, dann tut man besser, die öffentliche Meinung durch
die Veröffentlichung von derartigen Pseudoprotokollen, die mich an gar
manche angeblichen Protokolle erinnern, wie ich sie aus den Akten
gegen betrügerische Hellseher kenne, nicht erst irrezuführen.

Dr. Sünner erteilte, wie Dr. Bruck schon früher festgestellt hat1)
und wie auch in der Verhandlung zur Sprache kam, Dr. Schwab die
Erlaubnis, jenes „Protokoll" als Nachtrag zu seinem Buche zu veröffentlichen
. Er ging dabei, wie er als Zeuge erklärt hat, von der Voraussetzung
aus, daß Dr. Schwab sich vorher noch mit Dr. Bruck und
wohl auch mit den anderen Sitzungsteilnehmern in Verbindung setzen
werde. Dr. Schwab hat das allerdings nicht für erforderlich gehalten.
Aber auch, wenn er dies getan hätte, würde das Verhalten Dr. Sünners
kaum anders zu beurteilen sein. Wenn er persönlich seine Einwilligung
zum Abdruck erteilt hat, so geht daraus zwingend hervor, daß er die
groben Eehler und Flüchtigkeiten jenes vorläufigen Protokolls —Bruck
spricht sehr milde von einer „etwas saloppen Fassung" des Protokolls —
nicht erkannt hat und daß er gleich Dr. Schwab die Sitzung und das
Protokoll darüber vom wissenschaftlichen Standpunkt aus als bedeutungsvoll
angesehen hat.

Dr. Bruck hatte inzwischen erkannt, daß sich in diesem vorläufigen
Protokoll verschiedene Fehler und Lücken befänden. Er brachte
daher — anscheinend nach einer Besprechung mit den anderen Sitzungsteilnehmern
— schon am 19. April 1923, als er von der „Deutschen Gesellschaft
für wissenschaftlichen Okkultismus" in Berlin einen Vortrag
hielt, eine von ihm revidierte Fassung des Protokolls zum Vortrag.
Diese zweite Fassung des Protokolls ist in dem Augustheft 1924 der
„Psychischen Studien" abgedruckt worden 2).

Ein Vergleich beider Fassungen zeigt, daß sie in der Tat in einer
ganzen Beihe von Punkten voneinander abweichen. Dr. Bruck hatte,
wie er als Zeuge zugab, seinerzeit Dr. Moll telephonisch mitgeteilt,

1) Bruck „Ein Protokoll" („Psychische Studien") 1924, S. 483.

2) Ebendort S. 485 ff.


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