Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 62
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Verschiedenes.

Mansveld soll einfacher Anstreicher gewesen sein; nach Strahls Ansicht
wohl eher Dekorationsmaler, denn er macht nicht den Eindruck eines schlichten
Arbeiters. Beim Malen befindet er sich in Halbtrance. Wie Krön er beobachtet hat,
bedient er, sonst ausgesprochener Rechtshänder, sich beim Malen der linken Hand, was
bekanntlich für viele Fälle von Bewußtseinsspaltung typisch ist. Das Medium steht
unter dem Eindruck, daß hervorragende Maler der Vergangenheit wie Fantin Latour,
Israels, Mesdag ihn beherrschen und ihn zwingen, genau in ihrer Mal weise zu
produzieren. Zuweilen streiten sie sich um die Herrschaft, wie wir das von den andrängenden
Geisterscharen der Frau Piper her kennen, gelegentlich tun sich einige
zusammen und veranlassen in seltsamer Harmonie ein Bild gemischten Stils. Ob die
Leistung künstlerisch hervorragend ist, ob wirklich der historische Stil der genannten
Großen genau getroffen wurde, darüber gehen die Ansichten der Beurteiler auseinander
. Etliche Schilderungen lauteten sehr günstig, H. Gr. dagegen fand manches kitschig,
vermutet die Vorbilder in holländischen Ansichtskarten und Gärtnereiprospekten, meinte,
daß ein posthumer Fantin Latour zwar die Unterschrift gut nachahmte, sonst aber
die charakteristische mondäne Eleganz dieses Künstlers vermissen ließ.

_ * •

Steckt hinter diesen Leistungen etwas Ubernormales, vielleicht sogar etwas, das
wirklich für den Spiritismus sprechen könnte? Wenn wir der Versicherung Glauben
schenken wollen, daß Mansveld sonst nie gemalt, und daß er namentlich das Malen
mit der linken Hand nie geübt habe, so würde dies in der Tat eine Leistung darstellen,
die die Fähigkeiten des Wachbewußtseins überträfe. Allein die Behauptung der früheren
NichtÜbung ist bei Medien dieser Art so stereotyp, daß die ganze Zunft sich einen
Gummistempel mit der Aufschrift: „Habe nie gezeichnet, gemalt, getanzt, gesungen,
nie eine Taste berührt" anfercigen lassen könnte. Genaue Nachahmung eines fremden
Stils ist keine Mehr-, sondern eher eine Minderleistung; ein Maler, der Eigenes leisten
will, hat oft Sorge zu tragen, daß er von seinem Vorbilde loskommt. Aber eins, meint
K r ö n e r, könne ihn fast in seiner Gegnerschaft gegen den Spiritismus wankend machen:
Die Tatsache, daß ein Mensch die Stile ganz verschiedener Maler vollendet beherrschen
könne. Hier steht Krön er vor demselben Befund, der auch Hodgson infolge seiner
Versuche mit der Piper zum Spiritismus bekehrt hat. Auch er fand, daß die Wissenskomplexe
von hunderten verschiedener Geister, reinlich geschieden, jahrelang im Gedächtnis
des Mediums aufgespeichert blieben, und hielt eine solche Fülle und Unver-
mischbarkeit im seelischen Raum einer einzigen Persönlichkeit für unglaubwürdig. Tatsächlich
liegt hier doch nichts vor als die allerdings erstaunliche Hypermnesie des
Unterbewußtseins und die namentlich durch den Fall Staudenmaier belegte Tatsache,
daß die verschiedenen Sektionen des zerspaltenen Unterbewußtseins — die sich so gern
als verschiedene fremde Intelligenzen maskieren — nicht nur getrennte Konstellation -
gebiete mit oft sehr dicken Scheidewänden sind, sondern auch die Tendenz haben, in
ausgesprochenen Gegensatz zueinander zu treten.

Die Zeitung „Der Deutsche" vom 19. April d. J. berichtet folgenden Vorfall: In
der französischen Stadt Capelle la Grande war der zwanzigjährige Oharies Coemel
am 5. März bei der Arbeit an einer Dynamomaschine vom elektrischen Strom getötet
worden. Da die Bevölkerung ihn zuerst nur für scheintot hielt, wurde er erst nach
5 Tagen, also am 10. März beerdigt. Seine dauernd kranke Mutter mußte während der
Bestattung zu Hause bleiben, in dem Augenblicke aber, als man den Sarg in die Erde
senkte, sah sie die Hand des Toten an der Fensterscheibe. Sie hielt es zuerst für
Sinnestäuschung und beobachtete es nicht weiter, aber nach einigen Minuten gewahrte
sie einen deutlichen Fingerabdruck auf der Scheibe, der auch nicht abzuwaschen war.
Ihr Sohn hatte oft, wenn er abends aus der Fabrik heimkehrte, ans Fenster geklopft
und auch dabei Fingerspuren hinterlassen. Nun schien der Tote auf gleiche Weise von seiner
Anwesenheit Kenntnis zu geben. Die „Spiritistische Gesellschaft" von Dünkirchen sandte
2 Mitglieder nach Capelle la Grande, die den Abdruck besichtigten, und bestätigen, daß
alle 5 Finger der rechten Hand ihren Abdruck hinterlassen hatten.

Hier also schien der verbreitete Glaube an den Fingerabdruck der Toten Bestätigung
zu finden. Ein Ingenieur aber, der in der gleichen Fabrik wie Charles Coemel


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