Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 63
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Verschiedenes.

arbeitete, löste das Rätsel in überraschend einfacher Weise, indem er darauf hinwies,
daß letzterer mit verschiedenen chemischen Substanzen, darunter auch mit glasätzender
Flußsäure hantiert hatte, die, als er am Abend vor seinem Tode wieder wie gewöhnlich
ans Fenster klopfte, ihre Wirkung auf der Scheibe geübt haben mußte. Die
Spiritisten von Dünkirchen wenden allerdings ein, die alte Frau habe in den 5 Tagen
zwischen Tod und Beerdigung nichts von der Handspur bemerkt, diese müsse also erst
im Augenblick der Beerdigung entstanden sein. Offenkundig genügt diese Überlegung
nicht, um die naheliegende natürliche Erklärung des Ingenieurs abzulehnen. Die
Fingerspur war anscheinend wenig sichtbar, das Oberbewußtsein der Mutter hatte sie
nicht bemerkt, wohl aber das schärfer wahrnehmende Unterbewußtsein, und das Zusammenwirken
des Wissens, daß im Augenblicke gerade die Leiche des Sohnes der
Erde übergeben wurde, des starken hierdurch ausgelösten Affekts, der Erinnerung an
seine frühere Grewohnheit, ans Fenster zu klopfen, und der latenten Kenntnis von der
achtlos gesehenen Fingerspur konnte sehr leicht eine Illusion wie die geschilderte
erzeugen. In vielen Fällen, in denen sich kürzlich Verstorbene angeblich durch physische
Veränderungen, z. B. durch stehenbleibende Uhren, in Erinnerung brachten, mag ein
ähnlicher Zusammenhang vorgelegen haben.

Grodfrey Raupert, ein in Amerika geborener Theologe, war ehedem Mitglied
der englischen S.P. R. (Gesellschaft für psychische Forschung) und ebenso eifriger wie
erfahrener Spiritist. Erschütternde Erlebnisse veranlaßten seinen Ubertritt zum Katholizismus
, seitdem wurde er ein Führer und Kämpfer der katholischen Kirche gegen den Spiritismus
. Auf seine zahlreichen englischen Streitschriften, z.B. „The Dangers of Spiritism",
hat er jetzt ein Buch in deutscher Sprache „Der Spiritismus im Lichte der vollen
Wahrheit" (Verlag Tyrolia) folgen lassen. Die Lehre, zu der er sich heute bekennt,
würden wir nun allerdings nicht ais eigentlichen Verzicht auf den Spiritismus, d. h. auf
die Greisterhypothese gelten lassen können. Er ist nur vom „posthumen" zum „dämonischen
Spiritismus" übergegangen, d. h. seiner Ansicht nach sprechen aus den Medien,
den klopfenden Tischen usw. nTbht die Greister verstorbener Menschen, sondern Lügengeister
, die sich nur mit den Namen und Erinnerungen unserer verblichenen Freunde
und Verwandten ausstaffieren, um uns zu umgarnen und der wahren Religion abspenstig
zu machen. Was Raupert zu dieser seltsamen Ansicht, in der er aber keineswegs
ohne Vorgänger dasteht, führt, ist erstens die Beobachtung, wie unwürdig sich die angeblichen
Seelen befreundeter oder gerühmter Menschen oft in der Sitzung präsentieren
, und daß sie nicht selten Medien und eifrige Teilnehmer in geistige Zerstörung
, in Unglück und Verwirrung führen, ja manchmal zum Selbstmord drängen.
Ferner aber machen ihn die zahlreichen Widersprüche, Selbstentlarvungen, Zusammenbrüche
stutzig, die bei den Greistern zutage treten. In den Sitzungen, an denen Raupert
selbst teilnahm, offenbarte sich längere Zeit sein verstorbener Freund T. J. und gab
Mannigfache Beweise seiner Identität. Trotzdem beobachtete Raupert seine Bekundungen
mit dauerndem Mißtrauen. „An einem Abend", fährt Raupert fort, „der mir
unvergeßlich ist, machte T. J. eine Aussage, die nicht wahr war und nicht wahr sein
könnte, denn das Behauptete gehörte gar nicht zu seinem vergangenen Leben. Ich
deutete nun auf die Tatsache ^hin, daß das Gresagte unmöglich wahr sein könnte. Ein
tiefes Schweigen seitens des geistigen Wesens und der Mitsitzenden folgte auf meine
Bemerkung. Ich erhob mich und sagte in feierlichem Tone: ,Ich frage dich jetzt im
Namen Ö-öttes, bist du wirklich der verstorbene T. J.?' Zum grenzenlosen Erstaunen
aller Anwesenden kam die Antwort kurz und bündig: ,Nein!4 Ich sagte weiter: ,Dann
frage ich dich im Namen Gottes: Wo hast du die Information hergenommen, durch
die es dir möglich geworden ist, diesen großen Betrug auszuführen?' Die höhnende
Antwort war: ,Aus euren eignen dummen Gredankenkasten (thought boxes). Ihr sitzt
da wie die Narren, in passivem Zustande, in welchem ich eure Gredankenbilder fast
genau so ablesen kann, wie ihr eine Seite eures neuen Testaments.4 Ich brauche kaum
zu versichern, daß mit dieser erschütternden Episode unsere Experimente auf lange
Zeit unterbrochen wurden'4.

Die Antwort des Pseüdogeistes scheint eigentlich sowohl als Erklärung wie als

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