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Graf Perovsky-Petrovo-Solovovo.
um ihre Hand und erhält eine Absage." Ich hebe die Serviette auf und wir
sehen nach. Auf der fraglichen Seite ist in der Tat die Rede von einem
Heiratsantrag, den jemand der Julie Sergejewna (nicht Michailowna) gemacht
hat, sie hat ihn abgelehnt und erzählt den Vorfall einem Dritten.
Der Name des Freiers wird hier nicht genannt, ich finde ihn aber an
anderer Stelle, er heißt in der Tat Alexis, aber der Vatersname lautet
Fedorowitsch, nicht Michailowitsch.
Allgemeines Erstaunen, um nicht zu sagen: Begeisterung! Nadia versichert
, sie habe die fragliche Erzählung nicht einmal gelesen.
Es folgen noch andere Experimente. Diesmal operiere ich mit einem
dicken Buch, einer Naturgeschichte. Ich öffne es an beliebiger Stelle,
nachdem ich es vorher wieder zugedeckt habe, und frage nach der Seitenzahl
.
Erster Versuch: Die Untertasse gibt die Zahl 398, sie erweist sich
tatsächlich als richtig.
Zweiter Versuch: In sehr gewählten Ausdrücken, was durchaus nicht
immer seine Gewohnheit ist, bittet uns der „Geist" um Erlaubnis, statt,
Angabe der Seitenzahl das Bild schildern zu dürfen, das* sich an der betreffenden
Stelle befindet. Als wir einwilligen, buchstabiert die Untertasse
:
„Entweder ist es ein Rebhuhn oder eine Henne". Tatsächlich war es
ein Frosch.
Wir gehen weiter zu den Zitatversuchen, wobei die Untertasse, wie
gewöhnlich, „nachsieht". Beim ersten Versuch gibt sie an, die Seite sei
leer, und sie ist es wirklich. Bei zwei weiteren Versuchen werden zwei
Wortgruppen, die sich, wovon wir uns später überzeugen, auf der fraglichen
Seite befinden, richtig wiedergegeben. Nur bemerke ich mit Bedauern
, daß der „Geist" beidemal gerade die Worte der untersten, auf
der Seite stehenden Linie buchstabiert, und das behagt mir nicht sonderlich
. Denn wenn Betrug im Spiele ist, muß Nadia diese Zeile am
leichtesten sehen können, weil das Buch gerade vor ihr liegt. Andererseits
stehen die Seitenzahlen ganz oben, man sieht also nicht recht ein, wie
Frl. Y. sie wahrnehmen kann, selbst wenn sie betrügen will. Und warum
sollte sie schwindeln, was hätte es für einen Zweck? — Alles in allem ist
mir diese Sitzung sehr interessant.
Nach 8 Tagen findet eine neue Sitzung statt. Ich bringe meinen
Sohn mit, der am gleichen Tage aus London angekommen ist, weil ich
wissen möchte, was er dazu sagt. Die Geister fordern diesmal das
französische Alphabet (Nadia spricht französisch), und wir erhalten
mehrere Botschaften von der Form: Auf der und der Seite des „Journal
des Voyages" (das sich im Besitz der Familie Y. befand) steht die und die
Zeile. Die Zitate stimmen, aber ich sehe darin natürlich nichts besonders
Auffälliges. Ich hatte aber selbst ein Buch mitgebracht, eingeschlagen
in Papier und mit Bindfaden zugebunden, und von diesem hatte ich keine
Zeile gelesen und hielt vor allen, selbst vor meinem Sohn, den Titel
geheim. Es war der vierte Band von dem Meisterwerke des General Kras-
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