Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 90
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_krit_okkult1926/0095
90

Graf Perovsky-Petrovo-Solovovo.

wirklich ihre Angaben über Bücher vorbereiten sollte. Wir gingen so vor :
Die „Geschichte des englischen Rationalismus", die oben erwähnt wurde,
besteht aus zwei genau gleich eingebundenen Bänden. Am Vormittag des
Tages der nächsten Sitzung, d. h. am 9. November, brachte ich diese
beiden Bände zu Frau von S. Der erste wurde augenfällig auf einen Tisch
des Sitzungszimmers gelegt, der zweite dagegen in einer Schublade versteckt
. Als Nadia kam, richtete Frau von S. es so ein, daß sie sie
3 Minuten allein im Zimmer ließ. Darauf legte sie, wieder recht auffallend
, diesen ersten Band in dieselbe Schublade, in der sich bereits der
zweite befand. Als danach die Sitzung begonnen hatte, nahm sie den
zweiten Band heraus, um ihn als Material für die Versuche zu benutzen
. Aller Wahrscheinlichkeit nach mußte Nadia annehmen, sie habe
es mit dem ersten Bande zu tun, zu dessen raschem Durchblättern ihr,
wenn sie es gewollt hätte, durch das absichtliche Hinausgehen der Frau
von S. Zeit und Gelegenheit geboten worden war.

Diese Gegenprobe hat kein entscheidendes Resultat ergeben. Zweimal
gaben die „Geister" vor, daß sie ins Russische übersetzte Stellen aus
dem Benn'schen Buche reproduzierten. Es ist mir aber nicht gelungen,
diese Stellen in einem der beiden Bände wiederzufinden. Es war also fast
sicher, daß Nadia wenigstens diesmal die dargebotene Gelegenheit zum
Betrüge nicht ausgenutzt hatte.

Der allgemeine Eindruck, den Frau von S., Dr. Dessoir1) und ich
selbst aus den 10 Sitzungen gewannen, war trotzdem schlechtweg ungünstig
. Es ereigneten sich, wie schon gesagt, etliche verdächtige Vorfälle2
), und kein Versuch glückte, der einwandfrei beweisend gewesen
wäre. Besonders Frau von S. verlor das Vertrauen, das sie zuerst Nadia
entgegenbrachte, und behauptet, sie habe von da ab das Spiel unseres anmutigen
Mediums deutlich durchschaut und hege keinen Zweifel mehr
an der Tricknatur der „Phänomene".

Was mich betrifft, so bin ich trotz aller Bedenken geneigt, wenigstens
einen Teil der „Botschaften", welche die verzauberte Untertasse unter
den geschickten Fingern der Nadia Y. aufzeichnete, für echt zu halten.
„Echt" bedeutet hier nichts weiter als „nicht mit Bewußtsein gefälscht".
Ich glaube nicht, daß Nadia von Anfang an bis zum Schluß nur betrogen
hat: Alles in allem, eine solche Taschenspielerei kommt mir unwahr^
scheinlich vor. Der Wahrheit hat sie uns trotzdem nicht näher gebracht,
im Gegenteil, der Nebel ist vielleicht noch dichter geworden. Aber im
Bereiche des Okkultismus und Spiritismus sind wir es ja nicht anders
gewöhnt.

Vom „Hellsehen" abgesehen ereigneten sich in den Sitzungen
der Nadia ein paar merkwürdige Episoden, von denen ich etliche be-

J) Dr. Dessoir war bei drei Sitzungen zugegen.

2) Besonders in der zweiten Sitzung gewann Dr. Dessoir die Überzeugung, daß
Nadia den Titel einer Broschüre nachgesehen hatte, den hinterher die Untertasse
buchstabierte.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_krit_okkult1926/0095