Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 106
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Richard Baerwald.

die diesen Bahnbrecher der neuen Erkenntnis übrigens nirgends nennen —
kaum etwas Neues über ihn hinaus haben beibringen können. Betrachten wir
die wichtigsten Beispiele! Wer sich anstrengt, eine knarrende Tür oder tickende
Uhr nicht zu hören, den stört sie doppelt. Wer eine krankmachende Vorstellung
beiseite schieben möchte, dem drängt sie sich erst recht auf. Alle von
einer Leidenschaft, einem krankhaften oder lasterhaften Hang Gequälten verspotten
den Moralprediger, der ihnen zuruft: „Sei ein Mann, lerne dich beherrschen
!" und meinen: „Im sichern Port läßt sich gemächlich raten. Versuch
es selbst, wenn du in meiner Lage bist!" (Zur Frage leidenschaftlichen
Trieblebens sei noch dieses beigesteuert: Es gibt eine Liebe, die so heiß ist,
Wünsche, die so brennend sind, daß man sich durch sie „versündigt". Diese
christliche Empfindung hat ganz recht: Man darf nicht sein ganzes Lebensglück
von einem irdischen Gut abhängig machen, sonst wird der Dämon in
uns gereizt und raubt uns gerade dieses.) Wer durchaus schlafen will, verfällt
sicher in Schlaflosigkeit. Wer sich gewaltsam auf einen Namen besinnt,
dem entgleitet er in immer größere Ferne. (Man kann es geradezu merken, wie
der Name, der uns schon auf der Zunge lag, in dem Moment, indem wir uns
anstrengen, uns entgleitet und in die Tiefe kollert.) Legt njan aber die Sache
beiseite und denkt an etwas anderes, so springt nach einigen Minuten der
Name von selbst ins Bewußtsein. Wenn ein ungeübter Radfahrer einem Baum
oder Prellstein ausweichen will, so fährt er geradewegs darauf los. Wer sich
bemüht, ernst zu bleiben, platzt erst recht mit lautem Lachen heraus. (Es gibt
ein unter jungen Mädchen übliches Spiel, welches erheischt, mit todernstem
Gesicht dreimal zu sagen „Ich bin so tief-, tieftraurig, ich kann durchaus nicht
mehr lachen und vergnügt sein." Dieses Spiel gewinnt fast niemand, denn
es stellt eine kecke Herausforderung an das rebellische Unterbewußtsein
dar.) Wünscht ein Patient allzu dringend, daß die Hypnose gelinge, weil
er von ihr alles Heil erwartet, so wird manchmal eben dadurch der Erfolg
des Hypnotisierens vereitelt. Prahlt aber jemand mit der Behauptung, ihn
könne niemand hypnotisieren, so erliegt er zuweilen schon den ersten
Suggestionen. Ein Klavierspieler, der eine schwierige Stelle besonders
brilliant spielen, ein Redner, der einen speziellen Trumpf ausspielen und
seine Sache sehr gut machen will, bleibt leicht stecken. Ivlaviervirtuosen
suchen sich daher häufig während der Konzerts im Zustande einer etwas
schwebenden Aufmerksamkeit zu erhalten und gewissermaßen ihre
Finger allein die Sache erledigen zu lassen.

Zu diesen Fällen, mit deren Hilfe die oben genannten Psychologen und
Ärzte illustrierten, wie heftig sich das von Autosuggestionen gelenkte Unterbewußtsein
gegen bewußtes und krampfhaftes Wollen zur Wehre setzt,
möchte ich noch einige besonders schlagende Beispiele hinzufügen. Darwin
ging mit einigen jungen Leuten eine Wette ein, daß sie, auch wenn sie sich
noch so sehr die Nase mit Schnupftabak vollstopften, nicht würden niesen
können; er gewann die Wette, gerade weil es eine Wette war und seine Gegenspieler
zu niesen wünschten1). — Der Gedankenleser S u g d e n stellte fest, daß

l) Mcht alle hier erwähnten Beispiele sind bloß Resultat des dämonischen Unter-
bewußt8eins7 bei einigen gibt es mehrere konkurrierende Gründe. So ist an diesem


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