Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 107
(PDF, 78 MB)
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Das dämonische Unterbewußtsein.

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Personen, die ein pekuniäres Interesse am Erfolg seiner Vorführung hatten,
wenn sie einmal als seine „Führer" dienen sollten, ihre Sache besonders
schlecht machten. — St oll1) berichtet von indischen Zauberern, die einen
Wettkampf ausfechten, wem von ihnen es zuerst gelingen würde, ein auf den
Boden gelegtes Goldstück aufzuheben. Jeder von ihnen sucht den anderen
durch Bewerfen mit verzauberter Asche und durch Hersagen von „Mantras"
(Zaubersprüchen) zu hindern. Sie fühlen sich zurückgestoßen, der Schweiß
rinnt ihnen von der Stirn, manchmal werden sie von unsichtbarer Kraft zu
Boden geworfen und bleiben ohnmächtig liegen. In diesem letztgenannten
Falle ist auch Fremdsuggestion im Spiele, die aber bei allgemeinen Volksüberzeugungen
kaum von Autosuggestion zu trennen ist. — Aus den dargestellten
Tatsachen haben die genannten Psychotherapeuten geschlossen, daß
es falsch ist, nervöse Krankheiten von außen her durch Gegenwillen zu bekämpfen
. Marcinowski empfiehlt statt dessen die Ablenkung, während
C o u e und Baudouinzu ihrer einflußreich gewordenen Lehre gelangten,
man müsse durch Autosuggestion im Halbschlafzustand gewissermaßen in das
Unterbewußtsein selbst hineinkriechen und es von innen her lenken.

In all den angeführten Beispielen lag ein krampfhaftes Wollen vor, durch
welches das Unterbewußtsein zum Widerspruch herausgefordert wurde. In
anderen, ähnlichen Fällen aber, die von den oben genannten Forschern noch
nicht beachtet worden sind, will der bewußte Wille gar nichts
forcieren, das Unterbewußtsein erspäht, ohne von ihm gereizt zu sein,
irgend eine Situation, in der es seinem Gegner einen niederträchtigen Hieb
versetzen kann. Marcinowski und Baudouin haben also das Phänomen
noch nicht in seinem ganzen Umfang erkannt, sie hielten das für
eine spezielle Willenswirkung, was tatsächlich aus einem allgemeinen
Antagonismus unserer beiden Bewußtseinshälften hervorgeht.

Man sitzt in der Kirche, hegt ernste und feierliche Gedanken*, und plötzlich
fallen einem lauter lächerliche oder unschickliche Dinge ein, die durchaus
nicht an den geweihten Ort passen. In den Gottesdiensten der Methodisten
entwickelten sich gelegentlich Lachepidemien, die längere Zeit anhielten und
für Anfechtungen des Teufels gehalten wurden — nicht ganz zu Unrecht,
denn unser dämonisches Unterbewußtsein stellt ja den Wahrheitskern des
Teufelsglaubens dar. Wir stehen am Sarge eines lieben Freundes, und plötzlich
fallen uns gerade die Zerwürfnisse ein, die uns zeitweilig von ihm getrennt
hatten, allerlei lächerliche Situationen seines Lebens, einstige respektlose Urteile
, die wir über ihn ausgesprochen und gedacht, kehren uns wieder, und
diese frivolen Ideen summen wie die Bremsen um uns und werden um so
zudringlicher, je mehr wir uns selbst empörte Vorwürfe machen. — Wir
stehen auf dem Eisenbahnsteig, ein Zug braust heran, und wir fühlen uns so
magisch unter die Räder der Lokomotive gezogen, daß wir einen Schritt
zurücktreten, um uns durch Einleitung einer Gegenbewegung vor uns selbst

Nichtniesenkönnen auch der störende Einfluß schuld, den das Großhirn ausübt, wenn
es sich an reflektorischen Funktionen subkortikaler Zentren beteiligt.

*) Otto Stoll, „Suggestion und Hypnose in der Völkerpsychologie". Leipzig,

Veit.


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