Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 118
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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A. KollmaDn.

Aber auch für ein anderes wichtiges Gebiet ist die Kenntnis des Taschenspiels
und seine psychologische Durchforschung von großer Bedeutung; ich
meine die Rechtspflege. Da sich, wie oben angedeutet, aus den bei taschenspielerischen
Vorstellungen gewonnenen Erfahrungen ergibt, daß kein Mensch
imstande ist, Vorgänge, die nur einigermaßen kompliziert sind, sowohl betreffs
der einzelnen Bestandteile, als auch betreffs der zeitlichen Reihenfolge
genau im Gedächtnis zu behalten, so darf man daraus wohl ganz im allgemeinen
die Schlußfolgerung ziehen, daß man auch gewissen Zeugenaussagen
vor Gericht nur einen beschränkten Wert beimessen darf.

Ich sprach zuvor von der Schwierigkeit, die es bereitet, sich gewisse
Vorgänge durch räumliche Analyse klarzumachen. Ich will im folgenden
mehrere Beispiele davon geben; man kann sie leicht nachprüfen. Das erste
betrifft einige sonderbare Erscheinungen an zerschnittenen Papierringen. Man
verfertige zunächst einen Papierstreifen von etwa 1 m Länge und etwa 5 cm
Breite. Klebt man beide Enden zusammen, ohne zuvor den Streifen um seine
Längsachse zu drehen und schneidet dann den so entstandenen Ring seiner
ganzen Länge nach in der Mitte mit einer Schere durch, so erhält man selbstverständlich
zwei einzelne, von einander getrennte Ringe. Was entsteht aber,
wenn man vor dem Zusammenkleben den Streifen in seiner Längsachse um
180°, resp. um 360° dreht? Wer das Experiment nicht kennt, wird kaum imstande
sein, beide Fragen richtig zu beantworten und er wird sich höchlichst
wundern, wenn er es selbst vornimmt. Bei der Drehung um 180° entsteht nämlich
ein doppelt so großer einfacher Ring, bei der Drehung um 360° entstehen
aber zwei ineinanderhängende. Ich habe dieses Beispiel absichtlich gewählt,
weil das überraschende Resultat ohne alle taschenspielerischen Manipulationen
ganz von selbst eintritt Um wieviel mehr kann man aber in Erstaunen versetzt
werden, wenn bei diesen oder ähnlichen Experimenten auch letztere noch
irn Spiele sind!

Ein anderes kleines höchst interessantes Experiment, das die Schwierigkeit
räumlicher Vorstellung ebenfalls dartut, betrifft eine Bindeproduktion.
Seine Wirkung ist am amüsantesten, wenn man es von zwei Personen ausführen
läßt, die nichts von der Sache wissen. Zu diesem Behufe fesselt man
mit einem starken Bindfaden die eine derselben an beiden Handgelenken,
während dazwischen ein langes Stück des Fadens herunterhängt. Nun nimmt
man einen anderen ebenso langen Faden, schlingt ihn um den ersten und
bindet dann, wie zuvor die erste Person, so auch eine zweite an beiden Handgelenken
. Die Personen 1 und 2 sind also durch eine Fadenschleife miteinander
verbunden. Die Aufgabe lautet, diese Verbindung zu lösen, ohne die
Faden zu zerschneiden, oder die Fesselung der Handgelenke irgendwie zu verändern
. Man wird sehen, daß die zwei Personen, wenn sie nicht eingeweiht
sind, stets damit beginnen, über die Faden hinwegzusteigen, oder unter ihnen
durchzukriechen. Sie schaffen dadurch aber gerade das Gegenteil von dem
Gewollten, nämlich nur eine um so festere Verbindung miteinander. Die
einzige Möglichkeit, die Fadenschleifen der beiden Personen voneinander zu
lösen, besteht in etwas ganz anderem. Man muß nämlich den Faden der einen
Person anfassen und ihn in der Richtung vom Unterarm her unter der


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