Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 119
(PDF, 78 MB)
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Taschenspiel und Okkultismus.

119

Fesselung des einen Handgelenks der anderen Person hindurehschieben. Ist dies
geschehen, so genügt eine kleine Bewegung dieser Hand, um die Befreiung
der zwei Personen voneinander zu bewirken.

Auf diesem Prinzip beruhte z. B. eine der Bindeproduktionen der Gebrüder
Davenport, die in den sechziger Jahren auch in Deutschland öffentliche
Vorstellungen gaben. Ein anderer, von der gleichen Truppe und später
auch von Cumberland öfters angewandter Trick benutzt die sog. Schiebeknoten
. Das taschenspielerische Kunststück, mehrere Tücher miteinander zu
verknüpfen und die Knoten dann ohne Berührung wieder zu lösen, beruht auf
der Bildung von solchen Schiebeknoten. Ein richtig gebildeter Knoten wird
nämlich dadurch verschiebbar, daß man ihn — wie der Ausdruck lautet —
umzieht; man tut dies unter dem Yorwande, ihn absichtlich noch fester zusammenzuziehen
. Diese Knoten lassen sich bequem hin- und herschieben, was
man jedoch dem Knoten nicht ansieht. Jedes bessere Lehrbuch der Taschen-
spielkunst (von älteren deutschen sei vor allem genannt Willmanns
,,Moderne Salonmagie", Leipzig, Verlag von Spamer) gibt darüber genauere
Auskunft.

Solche und ähnliche Knotenbildungen und Bindeproduktionen, z. T. sehr
komplizierter Art, wurden früher bei okkultistischen Sitzungen, als Sicherung
gegen Betrug, regelmäßig angewandt; die Umbin düngen wurden sehr oft
auch noch vernäht und versiegelt. Es hat sich aber gezeigt, daß auch die
ausgeklügeltsten Vorkehrungen durch gewisse Tricks unwirksam zu machen
sind.

In okkultistischen Schriften findet man häufig merkwürdige Phänomene
mit einer angeblichen Durchdringung der Stoffe erklärt. Man kann solche aber
auch in natürlicher Weise durch taschenspielerische Kniffe hervorrufen. Man
zeigt z, B. einen geschlossenen Ring in der Größe einer weiten Armspange.
Darauf läßt man sich mit einer Schnur an beiden Handgelenken fesseln. Die
Aufgabe ist, daß zuletzt der Ring an der Schnur hängen muß, ohne daß an
den Fesselungen irgend etwas geschieht. So verblüffend die Wirkung erscheint,
so einfach ist in Wirklichkeit die Ausführung. Während man sich umdreht,
steckt man nämlich den gezeigten Ring in eine Rocktasche oder unter die
Weste, zieht aber einen anderen, diesem gleichen, der, von dem Rockärmel
verdeckt, über den einen Unterarm geschoben war, über die Schnur hinweg.

Ein schwierigeres Kunststück besteht darin, daß der Vortragende, nachdem
er, richtig gefesselt, in einem mit Vorhang versehenen spiritistischen
Kabinett Platz genommen hat, seine Weste herauswirft, trotzdem aber nach
Öffnung des Kabinetts mit zugeknöpftem Rock und gänzlich unverletzten
Fesselungen vorgefunden wird. Das einst berühmte Mülsener Medium Emil
S c h r a p s zeigte dies öfters, gab es aber »als echtes, durch Geisterhilfe bewirktes
okkultistisches Phänomen aus. Um es vorführen zu können, muß man
natürlich vor allem die Knoten- und Bindetechnik beherrschen.

Englische Medien leisteten noch viel erstaunlicheres. Nach Wiederöffnung
des Kabinetts fand man sie bei gänzlich unverändeter Bindung sogar
mit umgewendeter Weste unter dem vollständig zugeknöpften Rock; sie
konnten das Experiment auch nochmals wiederholen, selbst wenn ihnen einer


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