Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 132
(PDF, 78 MB)
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R. Tischner.

Würdigkeiten und sonstigen Berichten, also Betrug, auch in der Geschichte
vor. Das gilt sowohl von der Weltgeschichte als auch von der Kirchengeschichte
, und auch die Literaturgeschichte weiß bekanntlich von Fälschungen
zu berichten. Aber man hat deshalb noch nicht alle Urkunden
als gefälscht betrachtet, weil Betrug nicht selten ist. Über die Häufigkeit
des Betrugs in der Metapsychik ist man noch geteilter Meinung, und ich
will es ganz dahingestellt sein lassen, wie häufig er nun wirklich ist,
jedenfalls ist er häufiger als die Fälschung von Urkunden. Das ist allerdings
nur ein quantitativer Unterschied, der aber auf einem auch sonst
so heiklen Gebiete mit Recht ins Gewicht fällt.

Ich kann nun hier nicht die Frage des Betrugs der Medien in ihrer
ganzen Breite aufrollen (vgl. meine Arbeit: „Der Betrug der Medien",
Umschau 1924, Nr. 30, Wiederabdruck in den Psychischen Studien, 1924,
Heft 11). Ich will hier nur auf einen dort nicht besprochenen Punkt eingehen
, zumal er auch auf die Methodik der Versuche gewissen Einfluß hat.

Studienrat Rudolf Lambert hat in seiner kürzlich erschienenen
Schrift „Die okkulten Tatsachen und die neuesten Medienentlarvungen"
(Stuttgart, 1925) zum Vergleich mit Recht auf den Betrug der Schüler
aufmerksam gemacht; es gäbe wohl keinen Schüler, der nicht gelegentlich
einmal zu unerlaubten Hilfsmitteln gegriffen habe, daraus schließe
man aber nicht, daß der Schüler immer betrogen habe. Was würde man
zu einem Lehrer sagen, der einen guten älteren Schüler bei einem Täuschungsversuch
ertappte und nun erklärte, der Schüler habe stets betrogen und
die früheren Lehrer seien alle blöd genug gewesen, das immer zu übersehen
und einem Ignoranten gute Zeugnisse zu geben. Das wäre gewiß
eine sehr voreilige Verallgemeinerung. Ich möchte nun diesen Vergleich
mit dem Schüler weiter führen und fragen: Sind das nur zwei analoge
Fälle des Betrügens oder liegt ihnen etwas Gemeinsames zugrunde, und
finden wir vielleicht auch sonst noch Analogien oder vielmehr wesens-
ähnliche Fälle in der Welt der normalen Erwachsenen? Ich möchte da
auf die kleinen Betrügereien aufmerksam machen, die bei der Zollkontrolle
von den Reisenden vielfach verübt werden.

Oft spielt dabei gewiß nicht so sehr das Streben, einen kleinen
Vermögensvorteil zu haben, eine Rolle als das Vergnügen, einer Kontrolle,
der man sich unterwerfen muß, ein Schnippchen zu schlagen. Es gibt
da Menschen, die mit hoher technischer Vollendung und Mühe alle möglichen
Sachen durchschmuggeln und sich nachher über den Schwindel
königlich freuen, ohne sich Rechenschaft abzulegen, was sie denn wirklich
dabei an Geld gespart haben, dieser Gesichtspunkt steht vielfach
durchaus im Hintergrund. Es bestätigt diese Tatsache nicht nur den alten
Spruch „Mtimur in vetitum, Semper cupimusque negata", sondern die
Sache hat noch ihre besondere Färbung. Gegen diese unausweichliche
Kontrolle wehrt sich das Freiheitsbewußtsein des Menschen und reagiert
auf diese Weise mit Betrug. Ganz ähnlich liegt es auch bei dem Schülerbetrug
, wobei ich nicht verkenne, daß andere, sehr reale Gründe auch
eine Rolle spielen ; aber auch bei den Schülern wiegt häufig das Bewußt-


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