Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 133
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Zur Methodologie des Okkultismus.

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sein, den Lehrer hinter das Licht geführt zu haben, das andere, sich aus
einer unangenehmen Lage befreit zu haben, durchaus auf. Mir scheint
nun, auch bei den Medien spricht dieser Punkt mit, ohne daß ich auch
hier die andern schon häufig erörterten Gründe übersehen will, und gerade
je mißtrauischer, — ich sage nicht „je besser" — die Kontrolle
ist, desto eher werden manche Medien der Versuchung unterliegen,
der Kontrolle ein Schnippchen schlagen zu wollen. Der Skeptiker pflegt
nun meist sein Mißtrauen unverhohlen zu zeigen und fordert dadurch
gerade diese Eeaktion des Mediums heraus, es ist das also neben manchem
Anderen eine Ursache, warum der Skeptiker so oft schlechte Ergebnisse
hat, ja direkt betrügerische Ergebnisse erzielt. Wenn ich diesen
psychologischen Grund hier betone, so verkenne ich natürlich nicht, daß
es daneben noch viele andere gibt, und übersehe besonders nicht, daß
vielfach auch die lässige Kontrolle der Gutgläubigen Betrug hervorruft,
der von diesen nur vielfach nicht als solcher erkannt wird. Für die
Methodik folgt daraus, daß man gut tut, die Kontrolle nicht in unverkennbar
mißtrauischer Einstellung gegen das Medium durchzuführen,
sondern zu versuchen, dem Medium begreiflich zu machen, daß diese
Kontrolle aus methodischen Gründen so sein muß, zumal um auch dem
Außenstehenden das Gefühl der Sicherheit diesen Versuchen gegenüber
zu geben. Diese vertrauensvolle Darlegung wird vielfach besser wirken
— ohne jedoch gegen bewußten oder unbewußten Betrug zu sichern —
als das dem Medium unverhohlen entgegengebrachte Mißtrauen.

Aus diesen methodologischen Erwägungen heraus muß man verlangen,
daß die Metapsychik denselben Weg geht, den man in andern Wissenschaften
mit stark historischem Einschlag schon längst beschritten hat:
den der genauen Einzelanalyse des individuellen Falles, wobei es sich
darum handelt, jedes einzelne Medium einzeln zu behandeln, anstatt
zu sagen, alle Medien betrügen und sind deshalb der Beachtung der
Wissenschaft gar nicht wert. Und auch beim einzelnen Medium handelt
es sich nicht darum, die einzelnen Sitzungen zu kritisieren, man muß
vielmehr verlangen, daß jedes einzelne Phänomen auf seine Bedingungen,
unter denen es sich ereignete, untersucht wird. Da das vielfach zu weit
führen würde, muß man jedenfalls fordern, daß gerade die besten Versuche
auf ihre Stichhaltigkeit untersucht werden. Und auch in der Bewertung
muß man Unterscheidungen treffen, indem von „streng bewiesen"
bis zu „betrügerisch hervorgebracht" oder „auf Sinnestäuschungen oder
falscher Deutung beruhend" ein weiter Weg ist, der viele Stationen hat,
wie „sehr wahrscheinlich echt", „zweifelhaft", „unerwiesen" u. dgl.

Wer diese Forderung nicht erfüllt sondern sich darauf beschränkt
an Hand von schwachen Seiten der Versuche ein einseitiges Bild zu entwerfen
, kann nicht als Forscher gewertet werden, er stellt sich damit
auf den Standpunkt des Anwalts und des Tendenzhistorikers, deren Stellung
in der Wahrheitsforschung wir oben kennen gelernt haben.

Wenn ich hier die methodologische Forderung erhebe, daß der Forscher
sich als Richter und nicht als Advokat fühlen und dementsprechend


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