Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 148
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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148

Zeitschriftenreferate.

Oliver L o d g e erlebt hat. Beim Licht einer Kerze hatte R i c h e t s Zeigefinger,
von Eusapia über ein Blatt Papier geführt, eine Blaustiftspur gezogen, ohne
daß die Beobachter sich hätten erklären können, wie diese Spur entstand. Eichet
hat keinen Zweifel an der Echtheit dieses merkwürdigen Phänomens. — In der
Zusammenfassung gibt Richet zu, daß man damit beginnen müsse, die persönliche
Gewißheit zu erlangen, und das könne nur durch wiederholte Versuche erreicht
werden. Ist man einmal so weit, so wird es sich darum handeln, die Öffentlichkeit
an dieser persönlichen Gewißheit teilnehmen zu lassen. R i c h e t verkennt
nicht, wie schwierig das ist. „La encore il faudra la repetition. II faudra
rendre les phenomenes metapsychiques h a b i t u e 1 s ..". Ganz richtig! Da liegt
der Hase im Pfeffer. R i c h e t weist auf eine geschickt herangezogene Parallele:
Bis in die ersten Jahre unseres Jahrhunderts glaubte niemand an die Möglichkeit
des Fliegens mit Maschinen, die schwerer sind als die Luft. Man lachte deren
Konstrukteure aus. Bis der Erfolg da war. Und jetzt meint jeder, niemals an der
Möglichkeit gezweifelt zu haben. Ebenso wird es — das ist R i c h e t s Zuversicht
— mit den metapsychischen Phänomenen gehen.

R i c h e t s Aufsatz ist in vieler Hinsicht interessant und geistvoll durchgeführt
. Der Verf. definiert und entwickelt logisch richtig den Begriff der „Gewißheit
". Vielleicht unterschätzt er doch ein wenig den Grad der Gewißheit, den
wir für wissenschaftliche Tatsachen beanspruchen. So steht z. B. (nach A. Mosz-
k o w s k i) die von Kirchhoff für die Spektralanalyse festgestellte Wahrscheinlichkeit
in einem Verhältnis von einer Trillion gegen eins, was eine weit
höhere Gewißheit bedeutet, als irgendeine Überzeugung von der Wahrheit irgendwelcher
historischen Tatsache. Und ähnlich steht es mit der Gewißheit der
modernen Atomtheorie. Sehr zutreffend erkennt Richet, daß die Gewißheit
einer Tatsache nicht von der Zahl, sondern insbesondere auch von der Qualität
der Zeugnisse bestimmt wird. Und die Qualität der Zeugen für die Echtheit metapsychischer
Phänomene scheint uns Richet stark zu überschätzen. Es handelt
sich ja hier nicht um ethische Qualitäten der betreffenden Zeugen, an deren
gutem Glauben niemand zweifeln wird, sondern um die Gewißheit, daß diese
keiner Täuschung anheimgefallen sein können. Und diese Gewißheit ist leider,
wie die Erfahrung lehrt, eine sehr geringe. Das zeigt deutlich das von
Richet angeführte zweite Beispiel aus seiner eigenen Erfahrung. Man muß
schon wissen, was sich die Okkultisten als mediumistische Phänomene bieten zu
lassen gewöhnt haben, um es überhaupt begreiflich zu finden, daß ein Mann vom
Range R i c h e t s einen solchen kindischen Trick der Eusapia auch nur ernsthaft
diskutabel findet — weil er den Trick nicht durchschaut hat. Und dann will
uns Richet zumuten, daß wir mit ihm diejenigen Phänomene, deren natürliche
Entstehung er nicht erkennt und damit für echt hält, ebenfalls für echt ansehen
sollen. An der Realität des von Richet beobachteten und beschriebenen
Eusapianischen Phänomens zweifeln wir nicht, wohl aber vermögen wir R i c h e t s
Überzeugung von dessen Echtheit keineswegs zu teilen. Für uns ist es eine nahezu
absolute Gewißheit, daß hier nur einer der gewandten Tricks der Neapolitaner in
vorliegt. Das von Richet hier herangezogene Phänomen ist auch in dem „Dreimännerbuch
": „Der physikalische Mediumismus" (S. 181/82) analysiert worden.
Wir setzen den betreffenden Absatz hierher: Den Taschenspielcharakter der
Phänomene zeigt noch das Folgende: Nach der Sitzung gab es eine merkwürdige
Schreibepisode, bei der Prof. R i c h e t s „blanker Fingernagel, von Eusapia
gehalten, wie ein Blaustift zu wirken begann und eine dicke Blaustiftspur hinterließ
, als er bei vollem Kerzenlicht über das weiße Papier gezogen wurde.. Es
schien L o d g e, wie wenn die blaue Linie nicht direkt unter dem Nagel erschien,
sondern leicht seitlich, als hätte sie in Wirklichkeit... eine unsichtbare Verlängerung
von Eusapias Finger hervorgebracht". Hodgson bemerkt hierzu:
„Wie, im einzelnen, wurde Prof. R i c h e t s Fingernagel von Eusapia gehalten?
Welche Untersuchung von Eusapias Hand oder Händen war unmittelbar vor
und nach der Episode gemacht worden? Wieso weiß Prof. Lodge, daß ein Stück


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