Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 151
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Buchbesprechungen.

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und wissenschaftlich ganz unzureichend. Da war es denn zu begrüßen, daß ein so
guter Kenner des Gebietes wie Tischner uns nunmehr ein Werk geschenkt hat,
welches in sorgsamer Stoffauswahl als ein wertvoller Führer durch die schier unübersehbar
gewordene Literatur des Okkultismus gelten darf, T i s c h n e r ist möglichst
überall auf die Quellen zurückgegangen und hat siel; durchweg sein selbständiges
Urteil bewahrt. Er ist als ein kritischer Okkultist anzusprechen, d. h.
er verkennt nicht die Schwächen des besprochenen Materials. Freilich wird der
Kritiker sich oft genug mit Tischners Urteil nicht einverstanden erklären
und seine kritischen Einwände, namentlich hinsichtlich der sog. physikaliseh-
mediumistischen Phänomene, als sehr schüchtern empfinden. Auf jeden Fall macht
aber die quellenmäßig zuverlässige Verarbeitung des Stoffes das Buch zu einem
sehr verdienstvollen und brauchbaren Handbuch, dessen Studium einem jeden, der
in das Gebiet eindringen will, empfohlen werden kann. Es umschließt den Zeitraum
von den Vorläufern der von Amerika ausgegangenen spiritistischen Bewegung
(1848) — Kern er, Jung-Stilling usw. — b(s in die neueste Zeit
mit ihren aktuellen Streitfragen.

Die ersten drei Kapitel hat Tischner der spiritistischen Bewegung in
Amerika und England bis zum Jahre 1882, dem Gründungsjahr der S.P.R., gewidmet
, in denen er die wichtigsten Probleme, Versuche, Forscher und Medien in
sachkundiger Auswahl behandelt. Das 4. Kapitel gilt dem gleichen Zeitraum in
Deutschland, wo man sich vorwiegend philosophisch mit dem Thema beschäftigte.
Die folgenden Kapitel bis zum zehnten bringen dann die weitere Entwicklung seit
1882. Sehr begrüßenswert ist es, daß Tischner uns auch mit den philosophischen
Ausdeutungen genauer und im Zusammenhang vertraut macht, wie sie F e c h n e r ,
I. H. v. Fichte, Brunn Schindler, Maximilian P e r t y, Eduard v. Hart -
mann und dann die eigentlichen Philosophen des Spiritismus, L. v. Heilenbach
und Carl du P r e 1, dargestellt haben. Ein breiter Baum ist den Forschern
aus dem Kreise der S.P.E. gewidmet, unter denen namentlich F. W. H. M y e r s ,
R. Hodgson, W. James und der als überskeptisch bezeichnete Frank P o d -
m o r e zu nennen sind. Podmore ist aber erst auf Grund seiner Erfahrungen
zum Skeptiker geworden! Da die Originalschriften, namentlich die des Auslandes,
die von Tischner herangezogen werden, oft schwer erreichbar sind, so ist der
"Überblick, den er uns gibt, sehr dankenswert.

Kapitel 11 ist den paransychischen, Kapitel 12 den paraphy.sischen Erscheinungen
gewidmet. Im ersteren werden die Versuche über Gedankenübertragung
und Hellsehen von Eichet, der S.P.R., Chowrin, Kotik,
v. Wasielewski, Tischner, Geley usw. eingehend behandelt. Es läßt
sich nicht leugnen, daß dieser Phänomenkomplex heute bereits so gut bezeugt ist,
daß man derartige Erscheinungen nicht mehr a limine ablehnen darf. Anders liegt
es freilich mit den sog. paraphysischen Erscheinungen, die schon in ihrer ganzen
Aufmachung weit verdächtiger anmuten und der Betrugsmöglichkeit einen viel
größeren Spielraum gewähren. Man denke allein an die sonderbaren Bedingungen
der Medien, die der okkultistische Forscher als Bedingungen der Phänomene
zu nehmen sich gewöhnt hat. Hier wird sich der Skeptiker mit Tischner s
Schlüssen und seiner Urteilsbegründung nicht befreunden können. Alle die bekannten
Medien wie Eusapia Paladino, Stanislawa Tomczyk, Eva C,
Kathleen Goligher usw. werden als echte Medien anerkannt trotz zugegebenen
„gelegentlichen" Betruges. Aber Tischners Darstellung bleibt stets sachlich,
und er hält auch nicht mit Bedenken zurück (so bei Eva C. und K 1 u s k i), wenn
sich ihm dazu Anlaß bietet. In dem doch eigentlich recht durchsichtig liegenden
Fall Goligher hätte man allerdings von Tischn'er, unbeschadet dessen, daß eine
Detailanalyse der einzelnen Versuchsreihen nicht in den Rahmen seines Buches
fällt, eine schärfere Erfassung der Minderwertigkeit dieser Experimente Craw -
f o r d s erwarten dürfen, wie sie jetzt auch R. Lambert de facto nicht mehr verkennt
. Graf Carl von Klinckowstroem, München.


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