Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 156
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Buchbesprechungen.

daß ich mir ein einigermaßen zuverlässiges Bild von den scheinbaren oder wirklichen
Leistungen des betreffenden Mediums machen kann. Natürlich hängt hier
wie bei allen derartigen kritischen Berichten alles von dem Vertrauen zu der
Sachkenntnis und zu dem unbedingten Willen der Verfasser zur Objektivität ab.
Aus den sonstigen mir bekannten Veröffentlichungen der drei Verfasser habe ich
dieses Vertrauen gewonnen.

Ich habe das ganze Buch von der ersten bis zur letzten Seite mit immer
gleichbleibendem Interesse durchstudiert. Auch derjenige, der als überzeugter
Okkultist, vielleicht auf Grund eigener Erlebnisse, trotz alledem fest Von der
Echtheit der Erscheinungen überzeugt ist, kann aus der scharfsinnigen kritischen
Analyse, die die Verfasser an den Protokollen und den Sitzungsberichten vornehmen
, ihrer Kritik der Versuchsanordnung, ihren Bemerkungen, die sie über die
Persönlichkeit der Medien und der Versuchsleiter sowie der sonstigen Teilnehmer
und der Berichterstatter machen, viel lernen, vorausgesetzt, daß er lernen will.
Wenn man die soeben in den „Psychischen Studien" erschienene polemische Erörterung
v. Schrenck-Notzings liest — eine Besprechung kann man seinen
Artikel nicht nennen — so wird man allerdings keine allzu große Hoffnung
hegen, daß die, die es in besonderem Maße angeht, aus dem Buche viel lernen
werden. Anders zu beurteilen sind die Einwände, die Lambert, gleichfalls im
Novemberheft der „Psychischen Studien", gegen die Verläßlichkeit der Darstellung
der Versuche mit Eusapia Paladino durch Rosenbusch macht. Mit ihnen
wird sich Bosenbusch noch auseinandersetzen müssen. Ohne ^in eingehendes
Studium der Quellen läßt sich nicht nachprüfen, inwiefern die Einwände etwa begründet
sind. Die große Mehrzahl derjenigen, die nicht die Möglichkeit haben,
selbst Experimente zu veranstalten oder ihnen doch beizuwohnen, die auch sich
nicht die mühevolle Arbeit machen können, die Originalberichte selbst durchzuarbeiten
, wird den Verfassern für ihre ausgezeichnete Arbeit dankbar sein. Die
Früchte ihrer Arbeit werden sich in den Untersuchungen der nächsten Jahre
vielfältig zeigen. Ihre Arbeiten sind — auch von dem einleitenden allgemeinen
Teil abgesehen — außerordentlich aufschlußreich in methodologischer Hinsicht.
Seite für Seite zeigt sich auch, von wie grundlegender Bedeutung die Erfahrungen
der Beobachtungs- und Aussagepsychologie für die kritische Stellungnahme zu
Experimenten und Beobachtungen über Probleme des physikalischen Mediumismus
sind, in gleicher Weise übrigens natürlich auch für die intellektuellen
Phänomene.

Ich kann in dieser kurzen Besprechung unmöglich eine kritische Analyse
des Inhalts des Werkes geben. Ich werde in späteren Arbeiten noch oft genug
Gelegenheit haben, dankbar die äußerst wertvollen Materialien heranzuziehen,
die uns hier geboten werden. Ich will mich heute damit begnügen, auf einige
bedeutsame Erörterungen hinzuweisen, die aus dem Register, das auf die Einzelheiten
wohl mehr hätte eingehen können, nicht zur Genüge zu ersehen sind.

Berichte von Beweisen normaler und okkulter physikalischer Phänomene
sind grundlegend verschieden (100). Experimente auf okkultistischem Gebiet
bieten besondere Schwierigkeiten (15 ff.). Formulierung von Bedingungen, die
einen Betrug ausschließen (23 ff.). Fehlerquellen der okkultistischen Methode
(30 ff.). Schrenck-Notzing urteilt über I m o d a s Experimente, trotzdem
er an ihnen nicht teilgenommen hat und trotzdem er sonst eine derartige Kritik
für unzulässig erklärt (303); er entlarvt ein Medium durch Zugriff, was er sonst
auch verpönt (308); er entwickelt bei der Entlarvung Linda Gazerras ganz
richtige allgemeine Grundsätze über Beweiskraft, berücksichtigt diese Erkenntnisse
aber bei seinen eigenen Medien nicht (313 f.). Er behauptet in vielen Fällen,
ein Betrug sei „unmöglich" gewesen, trotzdem davon gar nicht die Rede sein
kann (277). Die Beobachter müssen mit der Beobachtungspsychologie genau vertraut
sein (23 f.). Sie müssen vor allem auch praktische Menschen sein; Gelehrsamkeit
genügt nicht (23). Beobachtungslücken können nachträglich nicht mehr
ausgefüllt werden (182). Beispiel ungenauer Beobachtung durch Schrenck-


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