Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 159
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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-Buchbesprechungen. 159

barer Höhe ohne sichtbaren Befestigungsgrund hängen bleibt. Ein Knabe klettert
am Seil empor, der Fakir ihm nach, beide verschwinden in der Höhe. Die blutigen
Glieder des Kindes fallen herab, der Fakir kommt wieder herunter, fügt die Glieder
zusammen, und der Knabe steht plötzlich lebendig und unversehrt auf. Das Zauberkunststück
vollzieht sich mit allerlei Varianten und Auslassungen, die obligaten
Grundelemente sind das Stehenbleiben des Seils in der Luft und das Verschwinden
der Kletterer in der Höhe.

Kl. hat sämtliche ihm erreichbaren Berichte gesammelt und stellt fest, daß
der Seiltrick, wenn er auch selten in Indien zu sehen ist, doch wirklich hier und da
zur Ausführung gekommen ist. Er muß da, wo er lückenlos vorgeführt wird, auf
Suggestion beruhen, auch der vielfach angezweifelte Zug, daß, wenn man die Vorgänge
photographiert, nur der Fakir und eventuell auch der Knabe, lächelnd auf
dem Boden hockend, auf der Platte sichtbar sind, kann als verbürgt gelten. Das
Problem, das hier zu lösen bleibt, ist dies: Wie kann man ganze Massen von
Menschen, die einer solchen Produktion zuschauen, so einheitlich in tiefe Hypnose
versetzen, daß ihnen sämtlich die gleiche Halluzination suggeriert werden kann?
Zu dieser für das ganze Kapitel der Massenhalluzinationen wichtigen Frage ergaben
die Berichte folgendes: Nicht immer nehmen sämtliche Zuschauer an der
Täuschung teil, manche blicken ganz unbeteiligt zu und wollen später nichts Auffallendes
gesehen haben; nach Prof. Hans Hennings Annahme sind das namentlich
solche Personen, welche die Sprache des Fakirs nicht verstehen, so daß bloße
Mentalsuggestion ohne Worte keine Rolle zu spielen scheint (eine Annahme, die
sich aber mit dem Inhalt anderer Berichte nicht deckt). Dr. Paul V a g e 1 e r macht
geltend, daß eine solche Hypnotisierung ganzer Massen bei uns im kühlen phantasiearmen
Norden nicht glücken würde; in Indien aber wirken Hitze, einschläfernde
Musik und die phantastische Anlage des Volkes zusammen, um derartige
Wunder der Suggestion zu ermöglichen. Man muß sich, möchte Referent
hinzufügen, auch vergegenwärtigen, wie entgegengesetzt sich mit Bezug auf
Suggestibilität und somnambule Anlage die Auslese bei halb- und bei vollzivilisierten
Völkern vollzieht; bei ersteren ist der Halluzinant ein Begnadeter, ein werdender
Prophet, bei letzteren ein Anwärter auf das Irrenhaus. Schon hieraus ist es verständlich
, daß im heutigen Indien wie im europäischen Mittelalter für Massenhalluzinationen
ein weit geeigneter Boden vorhanden war als im modernen Westeuropa
. Schließlich führt Kl. zwei Fälle an, in denen einmal ein indischer
Mahatma, ein andermal ein bekannter Hypnotiseur, allerdings in kleinerem
Kreise, auch in Europa einer Gesellschaft Vorgänge vorspiegelte, die später als
illusionär entlarvt wurden. Eine ungewöhnliche Schulung in der Konzentration,
wie sie den indischen Esoterikern eigen ist, kann also wohl auch bei Europäern
seltsame Massenhalluzinationen stiften. Richard Baerwald.

Dr. G. Cohen- Hannover': „Das Wesen d e r T r ä u m e. Eine psychologischmetaphysische
Abhandlung." Dresden-Leipzig, Piersson, 1925.
Unser „Ich" ist im Leben an den leidbringenden Körper, den Zellenstaat,
gekettet. Im Schlafe lockert sich dieser Zusammenhang, wie uns namentlich die
Fliegeträurne zeigen, in denen wir die Last des Körpers teilweise abschütteln.
Darum sind wir im Einschlafen so glücklich, darum haben wir (?) fast nur harmonische
und angenehme Träume. Je tiefer der Schlaf, je gründlicher die Loslösung
vom Körper, desto beseligender der "träum, der Opium- und Haschischrausch
beweist es. Der Traum ist aber nur eine Vorstufe des Todes, in dem das Ich sich
ganz vom Körper befreit. Wie glücklich werden wir erst nach dieser totalen Befreiung
sein!

Meist halten wir die Eindrücke des Wachens für Wirklichkeit, die des
Traumes für — nun eben für „Träume". Warum wohl. Man sagt: Weil die wachen
Erlebnisse eine kontinuierliche Reihe bilden und sich gegenseitig bestätigen,
während die Träume wie isolierte Inseln in diesem zusammenhängenden Meere


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