Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 168
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Albert Moll.

tauschen imstande ist, jedem zu sagen, von wem der Zettel, den einer in der
Hand hat, besehrieben ist. Daß er den Zettel sehen kann, ist gar nicht*
zweifelhaft. Ohne diesen einfachen Kniff auszuschließen, werden uns Gedankengänge
entwickelt von Emanationen und Radiationen. Dazu gehört
in der Tat schon eine erhebliche Kritiklosigkeit.

Wenn wir nun aber uns sagen, wie sehr die Experimentatoren, einschließlich
Richet, ihren Mangel an Begabung für Experimente ausschließlich
durch das Mcht-Erkennen dieses Tricks bewiesen haben, so werden
wir ihren anderen Angaben schon recht mißtrauisch gegenübertreten.

Dabei haben wir zu berücksichtigen, daß für den Hellseher die nötige
Stimmung etwas Wesentliches ist, und die Stimmung, die Überzeugung
von einem Wunder ist, wie gerade die Berichte zeigen, bei den Experimentatoren
schon dadurch hervorgerufen, daß sie in der Wiedererkennung
des Schreibers eine okkulte Leistung, eine Kryptästhesie erblicken, dabei
an Emanationen und andere gelehrte Dinge denken.

Man wende etwa nicht in der beliebten Weise ein, die beiden werden
schon „die Zettel so gehalten haben, daß Kahn es nicht gesehen hat."
Aus der ganzen Beschreibung geht vielmehr hervor, daß allen Teilnehmern
• die Fähigkeit, die Bedeutung dieses Sehens zu erkennen, abgeht. Und deshalb
muß nicht die Möglichkeit, sondern die Gewißheit, daß Kahn gesehen
hat, wer vor dem Tausch den einzelnen Zettel hielt, nach wissenschaftlichen
Voraussetzungen angenommen werden.

Koch mehr zeigt uns das Verhalten Kahns bei den Versuchen. Es
muß jedem auffallen und ist sogar den Pariser Untersuchern aufgefallen,
daß Kahn so häufig einen Zettel zu berühren fordert. Das hat er auch
in diesem eben geschilderten Versuche getan. Aus der Beschreibung sehen
wir, wie das Berühren verlief. Frau Le Ber, Richets Tochter, zeigt ihre
linke geschlossene Hand. Kahn verlangt, daß er dieses erste Papier berührt
; er macht das angeblich nur mit der Spitze des Zeigefingers, ohne
daß Frau Le Ber angeblich das Papier losläßt, und sofort schließt sich
ihre Hand über dem Papier. Es gehört nicht viel Fähigkeit dazu, zu
sehen, was in diesem Augenblick Kahn gemacht hat; Kahn hat den Zettel
vertauscht. Jeder auf diesem Gebiete erfahrene Taschenspieler macht die
Kunst nach, ein Geldstück oder Stück Papier, das jemand in der Hand
hat und das er berührt, mit einem anderen zu vertauschen. Das andere
ist vorher in seiner hohlen Hand verborgen, und in diese kommt nachher
der berührte Zettel. Dieses Vertauschen ist ein so alter Taschenspielertrick
, daß ich einstweilen auch bei Kahn dessen Ausführung annehme. Daran
ändert auch nichts, daß Frau Le Ber behauptet, er hätte den Zettel nur
mit dem Zeigefinger berührt. Für eine klassische Zeugin kann Frau Le
Ber nicht gerade gelten, ebensowenig wie die anderen, nach dem, was ich
oben schon erwähnt habe. Dabei ist zu berücksichtigen, daß Frau Le
Ber die Zettel in der hohlen Hand gehalten hat, dafür spricht die Erwähnung
von der geschlossenen Hand. Schwerer wäre es, den Zettel zu
vertauschen, wenn sie ihn nur mit zwei Fingern hielte, etwa zwischen


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