Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 169
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_krit_okkult1926/0174
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Der „Hellseher" Ludwig Kahn und seine Untersucher.

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Daumen und Zeigefinger der Hand. Aber auch dann würde es einem gewandten
Taschenspieler möglich sein, besonders durch Ablenkung der
Aufmerksamkeit, einen anderen Zettel zwischen Daumen und Zeigefinger
hineinzuschieben und den richtigen herauszunehmen. Ich erinnere hier an
die „Schere" des Taschendiebes. Es wird uns nicht mitgeteilt, wie Frau
Le Ber und in den anderen Fällen die anderen Experimentatoren, als
Kahn einen Zettel berührte, es kontrollierten, daß sie denselben Zettel
in der Hand behielten. Nichts davon findet sich, ob sie es mit den Augen,
ob sie es mit dem Gefühl allein kontrollierten. Das Wichtigste ist in
solchen Fällen aber die Ablenkung der Aufmerksamkeit, und wie es bei
den Pariser Versuchen zuging, darüber werde ich sofort weitersprechen.

Nun wird allerdings im Bericht sehr oft behauptet, Kahn hätte die
anderen Zettel nicht berührt, er hätte also beispielsweise zwar den ersten
Zettel, nicht aber die drei anderen berührt. Die Botschaft hör' ich wohl,
allein mir fehlt der Glaube. Hier haben wir uns zunächst die Frage vorzulegen
, wie der ganze Bericht zustandegekommen ist, und in dieser Beziehung
haben wir das Analogon von dem, was ein Berliner Okkultist in
neuerer 6 Zeit „Kompromißprotokoll" genannt hat. Die Teilnehmer treten
nachher zusammen, jeder erzählt, was er beobachtet hat, und danach
wird ein „Protokoll" zusammengestellt. Hat ein solches Protokoll irgend
etwas mit Wissenschaft zu tun? Mancher Berliner Okkultist hat vielleicht
. allmählich einzusehen begonnen, daß ein solches „Kompromißprotokoll" allen
wissenschaftlichen Wertes ermangelt. Um so typischer ist es, daß Pariser
Okkultisten offenbar noch denselben Weg wandeln, womit ich nicht etwa
sagen will, daß sonst die Berliner ihnen überlegen sind. Denn auch diese
werden wohl auch fürder ihre alten, unwissenschaftlichen Methoden an-
wenden.

Daß ich mit dem Kompromißprotokoll in Paris nicht nur unbegründete
Behauptungen aufstelle, ergibt sich aus dem Aufsatz Ostys. Hier heißt es
z. B. bei der Sitzung vom 4. Februar am Schluß des ersten Versuchs
(S. 72): „Alle Anwesenden vereinigen sich dann im Salon. Die Erzählung
von dem, was vorgegangen ist, erfolgt der Reihe nach durch jeden der
Professoren in dem, was sie betrifft. Was man eben gelesen hat, ist die
Reproduktion davon." Die Reproduktion sagt durchaus nicht, was jeder
einzelne gesagt hat. Es wird nur eine summarische Zusammenfassung gegeben
, die Osty offenbar aus den Mitteilungen der einzelnen gewonnen
hat. Wie die Mitteilung jedes einzelnen lautete, und was jeder gesagt
hat, davon erfahren wir nicht das geringste. Es muß diese Art Berichterstattung
als ein Kardinalfehler bezeichnet werden. Unbedingt mußte
jeder einzelne mitteilen, was er beobachtet hat, und zwar jeder für sich
allein, ohne daß er mit dem anderen sprach. Ich halte es nicht gerade
für unwahrscheinlich, daß sich dann schon manche Differenzen ergeben
hätten, die die Untersucher wenigstens hätten belehren können, wie trügerisch
solche „Beobachtungen" sind.

Das Kompromißprotokoll scheint auch sonst der Bericht zu bieten.
Beim zweiten Versuch heißt es wieder: „Diese drei Experimentatoren


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