Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 175
(PDF, 78 MB)
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Der „Hellseher" Ludwig Kahn und seine Untersucher.

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Geschriebene sich durchdrücken konnte. Man wird daher zunächst vermuten
müssen, daß Kahn den Inhalt der Zettel doch erfuhr, wahrscheinlich
indem er die Zettel auszutauschen verstand. Vielleicht arbeitete
er aber gelegentlich auch mit Durchpausen. Wir erfahren nicht einmal
ganz klar, ob die Feststellung dessen, was jeder einzelne Zettel enthielt,
stets unmittelbar nachdem der Inhalt von Kahn mitgeteilt wurde, geschah
. Wir erfahren nichts, wo die Zettel blieben, kurz und gut: die
Beschreibung des ganzen Yersuchs ist im höchsten Grade unklar. Die
einfache Behauptung Richets, Kahn hätte keinen Zettel berührt,
wird niemanden überzeugen, der sich mit den Elementen der Taschenspielerei
beschäftigt hat, und der gleichzeitig die entsprechenden Lehren
daraus gezogen hat.

Und nun zum Schluß eine ganz einfache Bemerkung: Es ist vollkommen
unklar, weshalb in Paris nicht endlich einmal ein einfacher
Versuch gemacht wird, warum vielmehr die Untersucher immer wieder
auf die Versuchsanordnung von Kahn eingehen, und zwar auch da, wo
es offenbar ganz überflüssig ist. Entscheidende Versuche dürfen nicht
unter vier Augen stattfinden. Schon bei einer anderen Gelegenheit habe
ich auseinandergesetzt, daß es nicht richtig ist, Protokollant, Experimentator
und Beobachter in einer Person zu sein. Schon der Umstand,
daß eine Person nicht nur das Experiment vorbereitet, sondern auch
während des Experiments Verschiedenes ausführen muß, macht sie ungeeignet
, gleichzeitig das Medium zu beobachten. Hier spielt gerade die
Ablenkung der Aufmerksamkeit eine erhebliche Rolle. Wer sich mit
der Ablenkung und Verteilung der Aufmerksamkeit gründlich beschäftigt
hat, weiß, daß kaum jemand imstande ist, mehrere komplizierte Tätigkeiten
gleichzeitig auszuüben, ohne daß die der einen zugewandte Aufmerksamkeit
durch die andere Tätigkeit leidet. Man müßte eine Kontrolle
haben dafür, daß Rieh et in der Tat mit den Zetteln so umgegangen
ist, wie er glaubt, daß besonders Kahn durch Ablenkung der Aufmerksamkeit
nicht etwas getan hat, was Rieh et nicht bemerkte. In dieser
Beziehung ist niemand genügend kompetent, besonders nicht Rieh et1),
der offenbar, wenn es sich um Okkultismus handelt, ähnlich verfährt
wie jene deutschen Okkultisten, die sich persönlich mehr zutrauen als
eine Person zu leisten vermag.

Es müßten mehrere Personen teilnehmen, aber auch nicht so, wie
es in Paris geschah. Jede Person hat nur die ihr vorher mitgeteilte Aufgabe

') Man ist in Deutschland leicht geneigt, die ausländischen Forscher zu überschätzen
. Weder Richet, noch die Hauptforscher der S.P.ß. in England sind besonders
kritisch. Ich beabsichtige, in kurzem besonders wegen der Uberschätzung der
Engländer, an anderer Stelle auf diesen Punkt zurückzukommen. Das ist um so notwendiger
, als gerade aus England uns so häufig Persönlichkeiten genannt werden,
deren Kompetenz als Taschenspieler besonders in die Wagschale geworfen wird,
während sie in Wirklichkeit ebenso unbeholfen wie die meisten deutschen Okkultisten
sind. Heute erwähne ich nur, daß z.B. Baggally, einer der „taschenspielerisch geschulten
" Untersucher von Eusapia Palladino, sogar die beiden Zancigs für
echte Medien hielt, wie H o u d i n i mitteilt. Und gerade bei diesen Z a n c i g s ist es
D e s s o i r und mir schon in der ersten Sitzung gelungen, den Trick festzustellen.


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