Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 203
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_krit_okkult1926/0208
Kritische Betrachtungen zum Problem des Okkultismus.

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Grundgesetze der B e w u ß t s e i n s w i r k u n g bekannt sein, der müßte
doch wissen, daß unter den nur allzu unzureichend beschriebenen Versuehs-
umständen die mannigfachsten Täuschungsmöglichkeiten der
subjektiven Aufmerksamkeit nicht nur möglich und wahrscheinlich, sondern
nahezu sicher sind. Die Schwierigkeit der Verteilung der Aufmerksamkeit
auf disparate, d. h aus verschiedenen Sinnesgebieten stammende
Reize, die jedem Psychologie-Studenten aus jedem Lehrbuch bekannten
Aufmerksamkeitsschwankungen besonders bei zunehmender Ermüdung
oder in der Dunkelheit, die wechselweise Beeinflussung von Druckempfindungen
bei Händedruck, die Adaptation (Gewöhnung) an länger währende
Reize, die Unmöglichkeit, gleichzeitig seine volle Aufmerksamkeit nach
verschiedenen Richtungen zu verteilen, die Fehlermöglichkeiten, die sieh
dadurch einschleichen, daß nach dem Auslöschen des Lichtes die Augen
noch einige Sekunden geblendet sind oder Nachbildererscheinungen sich
zeigen, die unter den im Protokoll geschilderten Umständen typisch auftretenden
Parästhesien und Anästhesien, d. h. unklare Berührungsempfindungen
und dann völliges Schwinden dieser Empfindungen aus dem Bewußtsein
, endlich vor allem die außerordentlich affektbetonte Stimmungslage
aller Sitzungsteilnehmer, die etwas „erleben" wollen, also die gleichzeitige
Anwesenheit von starken emotionellen und kritik-logischen Faktoren,
spielen eine so gewaltige Rolle, daß man sich über die Unvorsichtigkeit
und Leichtgläubigkeit jener Berliner Okkultistenführer wundern muß, die
unter so zweifelhaften Versuchsumständen die betreffendem Phänomene
als eine „bedeutungsvolle" Erscheinung hinstellen und veröffentlichen,
woraus dann die, rein wissenschaftlich betrachtet, nicht nur berechtigte,
sondern sogar pflichtgemäße Kritik des Geheimrats Moll resultierte.
Wohl alle Sachverständigen, nicht zum mindesten die peinlich gewissenhaften
aus dem Lager der Okkultisten, haben sich klar und deutlich darüber
ausgesprochen, daß irgendeine stichhaltige Annahme, daß in dem
von Geheimrat Moll kritisierten Fall das Medium „übersinnliche Kräfte"
besäße, nicht gerechtfertigt ist. Da weiterhin von einem selbst parapsychologisch
interessierten Universitätsprofessor ein Fall, sogar in dem
Zentralorgan der Berliner Okkultisten, veröffentlicht worden ist, worin
von vermutlicher Täuschung gesprochen wird, wird man sich vom wissenschaftlichen
Standpunkte aus zunächst skeptisch verhalten müssen und
nicht eher bei dem Medium derartige außergewöhnliche Fähigkeiten annehmen
dürfen, als bis ihr Vorhandensein unter zwingenden Vorsichtsmaßregeln
in längeren Versuchsreihen absolut eindeutig
und kontrollierbar erwiesen worden ist. Zweifelloswird
sich mit der wissenschaftlichen Untersuchung dieses Mediums die Wissenschaft
, und zwar eine aus den erfahrensten Fachleuten verschiedener Gebiete
zusammengesetzte Kommission, noch zu beschäftigen haben. Wenn
auch vor diesem, am besten paritätisch aus Freunden, Gegnern und unvoreingenommenen
Spezialisten bestehenden Ausschuß von Vertretern der
Physik, Medizin, der Naturwissenschaften und insbesondere der experimentellen
Psychologie sich übernatürliche Erscheinungen zu wiederholten


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