Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 204
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_krit_okkult1926/0209
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R.W. Schulte.

Malen und einigermaßen konstant feststellen und beweisen lassen, so haben
wir es, wie auch treffend ein Sachverständiger ausführte, hier mit dem
größten Medium aller Zeiten und Völker zu tun..

Vorläufig jedoch liegt für die Berliner Okkultisten nicht ein irgendwie
gearteter Anlaß vor, an die außergewöhnlichen parapsychischen Fähigkeiten
dieses Mediums zu glauben. Im Gegenteil muß die Fachwissenschaft
und ebenso der gesunde Menschenverstand es auf das schärfste ablehnen
, im vorliegenden Falle den Folgerungen der Berliner Okkultisten
zuzustimmen. Daß die scharfe Kritik eines der erfahrensten Forscher auf
dem Gebiete des Okkultismus, des Geheimrats Moll, durchaus, sogar
formal, berechtigt war, ergibt die freisprechende Entscheidung des Gerichts.

Im übrigen muß die dem wissenschaftlichen Geiste widersprechende
unkritische Stellungnahme einiger Okkultisten, die als Sachverständige
vor Gericht auftraten, durchaus beanstandet werden. Subjektive
Überzeugung und objektive Feststellung sind für den kritischen Forscher
eben absolut getrennte Gebiete. Wenn als „parapsychologisches Grundgesetz
" die Tatsache hingestellt wurde, daß mit zunehmender Genauigkeit
der Versuchsbedingungen die okkulten Phänomene immer mehr schwinden,,
bis sie schließlich den Kullwert erreichen, also nicht mehr nachweisbar sindr
so muß einem jeden, der in der klaren und reinen Luft der wissenschaftlichen
Logik zu arbeiten gewohnt ist, der Atem vergehen. Auf der anderen Seite
muß durchaus anerkannt werden, daß auch von seiten der Berliner Okkultisten
einige Herren mit einer überaus erfreulichen Objektivität ihre Bedenken
bestimmten Phänomenen gegenüber rückhaltlos zugaben.

Wenn also zusammenfassend festgestellt werden muss, daß die eigentlich
unerläßlichen experimentell- und allgemein-psychologischen
Gesichtspunkte von den Berliner Okkultisten-Forschern
ganz und gar oder sehr erheblich vernachlässigt wurden, obwohl es
sich doch gerade um besondere seelische Eigenschaften handelt, und wenn
festgestellt werden muß, daß die Schlußfolgerungen, die aus mißverstandenen
oder fehlerhaft beobachteten Phänomenen
hervorgehen, zu der Annahme einer falschen Kausalität führen oder führen
können, so kann doch diese Tatsache der Wissenschaft und dem einzelnen
Menschen gleichgültig sein, sobald sie nicht in die breitere Öffentlichkeit
eindringt. Mehrere Sachverständige haben vor Gericht dargetan und wir
selbst können dies auf Grund eigener Erfahrungen bestätigen, daß ein
mißverstandener Okkultismus schwere Gefahren für unser öffentliches
Geistesleben in sich birgt. Wir stehen hier auf einem Grenzgebiete,
das jedem ehrlichen und verantwortungsbewußt denkenden Forscher und
Wissenschaftler es zur unerläßlichen Pflicht macht, erst dann über derartige
Phänomene in der Öffentlichkeit und besonders vor breiteren Kreisen
eines unkritischen Publikums zu berichten, wenn es sich um tatsächlich
nach jeder Richtung hin gesicherte Ergebnisse von zweifelsfreier Beschaffenheit
handelt.

Es ist außerordentlich zu bedauern, daß die fraglos berechtigte und
wichtige Beschäftigung mit einigen noch nicht erforschten parapsychischen


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