Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 211
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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1 und 2 Uhr, bemerkt, wo sie äußerst elend gewesen ist und gewiß
geglaubt hätte zu sterben. Sie hat hierbei ausdrücklieh, in Gegenwart
des Arztes, ihre Schwester gefragt, ob sie nicht ihr oder mir erschienen
sei; sie hätte so sehnlich und stark in den Augenblicken an uns, und
besonders an mich, gedacht und gewünscht, daß ich da sein möchte,
um, wenn sie stürbe, ein Beistand meines Vaters und meiner Geschwister
zu sein. Auch hat sie damals ein violettes Band, wie ich es gesehen,
um ihre Nachthaube gehabt, und die Wächter haben mir hoch und teuer
versichert, daß sie in der Nacht und um die Zeit, als ich sie gesehen,
wie tot gelegen, daß sie keinen Atemzug von ihr gehört und daher auch
schon wirklich geglaubt hätten, daß sie tot wäre, bis sich nach mehreren
Minuten solcher wieder eingestellt hätte. Jenes habe ich aus dem eigenen
Munde meiner Tante und des Arztes." Die Mutter des Berichterstatters
starb erst sieben Wochen nach der Erscheinung. Dieser beteuert noch
bei allem, was ihm lieb und heilig sei, die volle Wahrheit seines Berichtes
und versichert, daß er weder leichtgläubig noch für dergleichen
Geschichten eingenommen sei. „Daher habe ich bei mir selbst die genaueste
Untersuchung angestellt, ob hierzu ein Betrug der Sinne, ein
lebhaftes Bild der Imagination oder sonst etwas könne beigetragen haben.
Allein ich habe dergleichen nicht bei mir, nur wahrscheinlich, entdecken
können. Ich hatte zu Abend wenig gegessen und gar keinen Wein getrunken
, ich hatte den ganzen Tag über nicht an meine Mutter gedacht,
ich war nicht im Schlafe, nicht krank, und die Geschichte selbst und
die Harmonie aller dabei konkurrierenden Umstände heben, wie ich
glaube, alle Einwendungen, die man hiergegen machen könnte. Aber
welcher Philosoph erklärt mir diese Geschichte nach seinen einfachen
und zusammengesetzten Begriffen von Geist und Körper?" Im Anschluß
daran erzählt derselbe Berichterstatter noch einen weiteren Fall von
„Anmeldung eines Sterbenden", den er als Knabe erlebt hatte, als sein
Bruder starb.

Die Schilderung hinterläßt den Eindruck, daß der Berichterstatter
ein intelligenter und guter Beobachter war. Unstreitig liegt eine starke
telepathische Einwirkung seitens der in einer schweren Krankheitskrise
liegenden Mutter auf den Sohn vor, die sich in Halluzinationen des Gesichts
und des Gehörs äußerte.

Yon der telepathischen Übertragung eines Traumes erzählt uns aus
eigener Erfahrung der Philosoph Salomon Maimon im 10. Bande des genannten
„Magazins" (1793,S.7ff.). Maimon (1754—1800) war einPhilosoph,
der die Skepsis innerhalb des Kritizismus vertrat. Er hat an Kant scharfe
Kritik geübt und wurde von diesem 179Cf als derjenige Gegner anerkannt,
der ihn am besten verstanden habe. Seine natürliche Begabung und seine
Talmudstudien — er war ein Jude aus Neschwitz in Litauen — ließen
ihn zu besonders haarspaltendem Scharfsinn gelangen. Rosenkranz
bezeichnet ihn geradezu als einen rechten talmudischen Ideenspalter, als
einen „Zerdenker". Maimon nannte sich selbst Kant gegenüber einen
„empirischen Skeptiker", d. h. einen Zweifler an der Wirklichkeit der


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