Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 216
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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nung von der geliebten Schwester sagte er damals unter anderen auch
die Worte zu ihr: ,Sehwester, wenn ich weit von dir sterben sollte,
dann überbringe ich dir selber die Todespost.' »Selten nur hatte Frau
Kablow, nach einer mehrjährigen Entfernung ihres Bruders, so lebhaft
an denselben gedacht, und unter den gegenwärtigen Umständen gar nicht,
daß er ihr gerade jetzt hätte einfallen sollen. Sobald aber, wie sie in
dem täuschenden Mann den abwesenden Bruder erblickt, schreit sie auch
auf: ,Ach, Leopold, mein Bruder!' und weg ist das Bild. Frau Kahlow
erzählte diese Begebenheit ihrem Mann, der Tag und Stunde aufzeichnete.
Ungefähr 18 Wochen hierauf kamen Briefe aus Konstantinopel, welche
meldeten, daß an dem und dem Tage, zu dieser und dieser Stunde, der
Bruder verschieden sei.u

Wenzel sieht die Geschichte als ein Werk der Einbildungskraft
und des Zufalls an und sucht sie damit zu erklären, daß die Wöchnerin
in einem Zustand gewesen sei, der für derartige Einbildungen disponiere.

Den zweiten Fall erzählt der skeptische Verfasser als eigenes Erlebnis
(S. 44 ff.): „Mein seliger Yater praktizierte in seinen jüngeren
Jahren bei einem Geschäftsmann namens Palm. Die Jahre der Praxis
waren vorüber, und mein Yater trat in Dienste. Xoch einige Jahre korrespondierte
er mit seinem ehemaligen Anführer und erholte sich Rats
bei demselben. Der Briefwechsel hörte endlich auf, und es verflossen
volle 25 Jahre, daß in meinem väterlichen H ause von dem alten Palm
nichts mehr zu hören war. Im Jahre 1779, als ich im September gerade
zu Hause war, trat eines Morgens — es war, wenn ich mich recht erinnere
, der 18. dieses Monats — ganz unvermutet mein Vater vor mein
Bett und weckte mich aus dem Schlafe. ,Ich habe sehr sonderbar in
dieser Nacht geträumt,' sagte er, ,und bin sehr unruhig darüber. Der
alte Palm, von welchem ich dir öfters erzählte, war bei mir und sprach
viel von Amtsgeschäften mit mir, küßte mich und sah mich beim Abgehen
sehr wehmütig an. Ich fragte ihn nach der Ursache. Ich sterbe,
war seine Antwort, und so verschwand er aus meinen Augen. Ich erwachte
. Schreibe doch auf jeden Fall das heutige Datum auf. Ich besorge
, der Mann ist wirklich gestorben.'

Ich verzeichnete das Datum und den Inhalt des Traumes. 14 Tage
vergingen, und mein Yater erhielt Briefe, die ihm meldeten, daß Palm
am 18. September nachts 2 Uhr verschieden wäre und sich bei seinem
Hinscheiden meines Yaters, den er immer sehr liebte, erinnert hatte."

Dazu schreibt Wenzel: „Man hielt diesen Traum allgemein für
bedeutend. Mir scheint er es nicht zu sein; denn die Seele meines Vaters
hatte keine Data vor sich, aus denen sie hätte auf den gerade jetzt erfolgten
Tod eines alten abwesenden, schon vergessenen Freundes schließen
können. Daß er sterben würde, dies täglich zu erwarten, dazu berechtigte
das hohe Alter des Mannes, daß er aber just in dieser Nacht sterbe,
das konnte unmöglich erraten werden. ,Aber Palm erschien ja im Traum
meinem Yater und sagte ihm, daß er sterbe.' Bloß Spiel der Phantasie,
dessen Inhalt bloß durch einen Zufall in Erfüllung kam. ,Wie aber ent-


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