Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 234
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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234

Besprechungen.

Paul Heuze, S. 232. Mag man also auch Tischner darin recht geben, wenn
er zum Schluß sagt, die Halluzinations- und die Betrugshypothese reichten nicht
aus, um die berichteten Phänomene Homes restlos zu erklären, so erscheinen
uns dennoch die Berichte nicht sicher genug, um „den Großteil der Phänomene"
als echt ansprechen zu dürfen, wie Tischner es möchte.

Graf Carl v. Klinckowstroem.

Dr. Gustav Geley: „Vom Unbewußten zum Bewußte n". Ins
Deutsche übertragen und mit einem Nachwort versehen von Rudolf Lambert
, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. Preis geb. Mk. 10.—.

Geley setzt die medialen Erscheinungen im weitesten Sinne des "Wortes,
einschließlich der Materialisationen, als erwiesen voraus und versucht sowohl
diese Erscheinungen als auch die Entwicklung vom Unbewußten zum Bewußten,
die wir auch ohne Bücksicht auf die parapsychischen Phänomene in der Natur
beobachten können, einheitlich kausal zu erklären.

Das Bewußte ist ihm das Ziel aller Entwicklung, allen Fortschrittes
(S. 225 und öfter), es ist also das Höchste und Wertvollste. Andere Stellen
aber, und die ganze Tendenz des Verfassers, der an Schopenhauer und insbesondere
an v. Hartmann anknüpft, bezeichnen einen „unbewußten
Psychodynamismus" als das Wesentliche im All, ja, S. 70 bestimmt das
unterbewußte Seelenleben nicht nur als das Verwickelteste, sondern auch als das
Höchste, als das schöpferische „göttliche Prinzip"! Abgesehen.von diesem Widerspruche
ist folgendes einzuwenden: Die gelungensten Partien des Werkes sind
jene, in denen der Verfasser es unternimmt, zu zeigen, daß die „klassischen (?)
Faktoren" (die physisch-physiologischen) nicht imstande sind, die Entwicklung
vom „Weniger" zum „Mehr", vom Einfachen zum Zusammengesetzten zu erMären
. So setzt er denn das „Verwickelteste" an den Anfang. Da aber dieses „Verwickelteste
" das Unbewußte ist, so müssen wir fragen: was ist „Mehr" und was ist
„Weniger"? das Bewußte oder das Unbewußte? Die Antwort kann vom Standpunkte
Geley s nicht zweifelhaft sein: Das Bewußte, denn e.s ist Ziel
der Entwicklung. Somit erklärt auch er das Mehr aus dem Weniger, nämlich
aus einem „unbewußten Dynamopsychismus".

Diesem psychisch-dynamischen Prinzip käme als unbewußt wirkendem
Wesen eine innere seelische Struktur zu, deren Teleologie die Teleologie der
genialen Persönlichkeit so inkommensurabel überstiege, wie das Werk der Natur
das Werk des Künstlers, der ja selbst einen Teil der Natur bildet. Woher stammt
jene Struktur des Unbewußten?

Ihre Existenz leuchtet so wenig als notwendig ein, daß sie vielmehr ebenso
erklärungsbedürftig bleibt wie das, was sie erklären soll!

Des Verfassers Leistung besteht hier in einer höchst unkritischen Verschmelzung
Schopenhauer-Hartmannscher Lehren mit einem Optimismus
, den er der theistischen Philosophie eines L e i b n i z und Descartes
entlehnt.

Dazu kommt eine ebenso unkritische Übernahme der idealistisch-phäno-
menalistischen Lehren von Kant-Schopenhauer über Raum und Zeit,
Ignorierung oder Unkenntnis dessen, was selbst H u m e und Kant über das
Problem „unde malum?" erkannt haben, und eine Vermengung der wissenschaftlich
fundierten, theistischen Hypothese mit dem kirchlichen Dogmenglauben. Karl
Ernst von B a e r und andere große theistische Naturforscher, die längst die Unzulänglichkeit
der blinden Notwendigkeit erkannt und durch die Hypothese eines
einsichtig notwendig wirkenden Prinzipes ersetzt haben,
werden nicht berücksichtigt. — Am überzeugendsten ist die Berufung Geley s
auf solche Autoren, die zeigen, daß das Neue und Schöpferische im
Seelenleben (das Auftreten eines Gedankens, der künstlerische und wissenschaftliche
Einfall u. dgl.) keine Parallele im Physischen findet, und somit die Seele
ein unräumliches, sehr verwickeltes Ding sein müsse. 0. Kraus, Prag.


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