Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 239
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Besprechungen.

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raus, Jugendbewegung, Zionismus, Psychoanalyse, Weltfriedensbewegung usw. Es
gibt deren zahllose „von den Antibünden (mit dem Antisemitismus an der Spitze)
bis zur Yoga, oder etwa von der Amor fati bis zur Wünschelrute, oder von
Atlantis bis zum Vegetarianismus". Nachdem B r y in oft origineller Weise alle
möglichen Bewegungen von seinem Gesichtspunkt aus unter die kritische Lupe
genommen und seziert hat, hat es uns gewundert, daß er den Okkultismus
(Kap. 18) nicht auch restlos als verkappte Religion erkennt. Denn besonders klar
tritt die „Monomanie der verkappten Religion" in den gefühlsbetonten Polemiken
der Okkultisten zutage. Verf. hat sich dadurch beirren lassen, daß hier dem Anschein
nach ganz rationalistisch durchgeführte Experimente vorliegen, daß
deutsche Universitätsprofessoren, wie Österreich, für die Echtheit der in solchen
Experimentalsitzungen beobachteten Phänomene eintreten, und: „die Photographie
spricht". Ja, sie spricht; aber dem Kenner verrät sie mehr als dem verblüfften
Laien. Eines aber erkennt der Verf. richtig: wie bedeutungslos der ganze
Spuk ist. „Die Erscheinungen sind übersinnlich, aber sie sind zugleich auch vollkommen
sinnlos." Dies trifft aber nur die sog. paraphysischen, nicht die parapsychischen
Phänomene, auf die B r y auch an der Hand von Beispielen eingeht.

Graf Carl v. Klinckowstroem.

Prof. Dr. S a 1 z e r : „A ugendiagnose und Okkultismu s".

Unter diesem Titel veröffentlicht Professor Dr. S a 1 z e r eine soeben im
Verlag Reinhardt-München erschienene Schrift. Den weiten Grenzen, die einer
solchen Untersuchung gezogen sind, wird der Münchener Augenarzt völlig-
gerecht, wenn man sich auch zuweilen bei der Lektüre etwas weniger Weitschweifigkeit
wünschen möchte. Gerade Salzer ist aber zur Lösung dieses im
höchsten Grade aktuellen Problems befähigt, weil er nicht zu den in ihrem Gesichtskreis
engen und allem Neuen gegenüber ablehnenden Schulmedizinern gehört
, dennoch aber Wissenschaftler und Forscher ist. Neben seinem Spezialgebiet
, der Ophthalmologie, verfügt S a 1 z e r über reiches Wissen in den zahlreichen
Grenzgebieten der Geschichte der Medizin und der modernen Metaphysik
.

Vielfache Anzeichen, insbesondere zahlreiche Prozeßverhandlungen
kleineren Formats, lassen in letzter Zeit darauf schließen, daß die Augendiagnose,
d. h. die Lehre, der zufolge ein vorzeitiges Erkennen aller organischen und unorganischen
Krankheiten allein aus der Iris möglich ist, sich wieder in einem
seit den Tagen des berühmten Pastors Felke ungekannten Aufstieg befindet.
An sich ist dieser Vorgang unschwer zu erklären: Wenn man nämlich bedenkt,
daß es auch schon Augendiagnostiker gibt, die über ein mit modernsten Apparaten
ausgestattetes Laboratorium verfügen, — die meisten freilich sind
„höchstens mit einer Lupe bewaffnet" — so versteht man die Unsicherheit, die
sich auch des gebildeten Publikums bemächtigt. Der' triebhafte Zug von den
alten Autoritäten weg zu neuen, geheimnisvolleren Mächten ist ja nicht nur auf
diesem Gebiet ein Kennzeichen unserer Zeit. ,

Es ist S a 1 z e r s Verdienst, das zerstreute Material zum größten Teil gesammelt
und in diesem Buch vereinigt zu haben. Mit allen Mitteln der strengen
Wissenschaft und exakten Arbeitsweise wird die medizinische Haltlosigkeit der
Augendiagnose dargetan. Man hat allen Grund, der herkömmlichen akademischen
Wissenschaft dankbar zu sein, wenn sie sich dieser Dinge endlich annimmt,
und zwar mit Sorgfalt annimmt, denn deren'Vernachlässigung oder hochmütige
Ablehnung trägt ja nur bei zur Förderung der Scheinlehren und — man braucht
sich vom medizinischen Standpunkt aus nicht zu scheuen, das Wort anzuwenden
— Gaukelei, denn wer schon den Glauben an das Hergebrachte einmal
verloren hat, wird sich dem Neuen um so eher zuzuneigen geneigt sein, wenn die
Schulweisheit um es herumgeht und es keiner Betrachtung würdigt.

Nun hat aber diese Medaille doch auch ihre Kehrseite. Der historische und
metaphysische Standpunkt fördert mehr als der medizinische das Verständnis der


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