Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 240
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_krit_okkult1926/0245
Besprechungen.

Augendiagnose und läßt die, welche sie ausüben, nicht im Lichte des Betrugs erscheinen
, ohne freilich ihr Vorgehen zu rechtfertigen. Betrachtet man die Entwicklung
der Medizin von den Tagen an, da im Zeitalter der Hexenprozesse
Horoskop, Harn- und Augenuntersuchung und dergleichen die wesentlichen
Methoden des Arztes darstellten, bedenkt man dann die im engstirnigen Jahrhundert
der Aufklärung eingetretene Beaktion, den Rationalismus noch der
Generation unserer Väter, dann wird man eher geneigt sein, die Augendiagnostiker
als. Opfer einer tiefen Tradition, einer nicht unbegründeten historischen
Kontinuität zu betrachten. In diesem Lichte besehen, wird man der
Augendiagnose nicht einmal — ohne sie von der Schuld medizinischer Fehlleistungen
freizusprechen — ein nützliches Moment absprechen können: sie trägt
mit dazu bei zur Zerstörung eines Zeitalters, dessen Überwindung dringend geboten
erscheint.

Und der Okkultismus? Geht man von einem ernsten und wohldefinierten
Sinn dieses Begriffes aus, so hat die Augendiagnose nichts mit ihm zu schaffen.
Wie mancher gute Arzt mag freilich auch der Irisdeuter stark mit den Mitteln
der Suggestion und der Hypnose arbeiten. Aber das berührt die Augendiagnose
im besonderen nicht. Die Augendiagnostiker sind keine Hellseher, allein ihre
Resultate beweisen es, und dann beweist es schließlich auch ihre Arbeitsmethode.
Denn allen bisher aufgefundenen Bedingungen des Hellsehens in jeglicher Form
widerspricht es, daß der Augendiagnostiker zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit
ist, Diagnosen zu stellen, daß er nicht daran denkt, bei seinen Patienten die an
ein Medium zu stellenden Ansprüche geltend zu machen usf. Daher kann nur mit
Salz er die Forderung erhoben werden, daß von Seiten eines ernst gemeinten
Okkultismus entschieden jeder Annäherungsversuch der Augendiagnostiker abgelehnt
werden muß. Dr. H. Dreyfuß.

Dr. Gustav Zeller : „Okkultismus und deutsche Wissenschaft
seit Kant und Goeth e". 1. und 2. Auflage. Verlag Max Altmann, Leipzig
. 1922. 40 S.

Die kleine Schrift Z e I i e r s stellt einen wirksamen Protest dar gegen die
Gleichgültigkeit, die die offizielle deutsche Wissenschaft gegenüber der okkulten
Forschung bisher an den Tag gelegt hat. Sie betont mit propagandistischem Geschick
und mit Temperament, daß es sich bei dem okkulten Material heute nicht
mehr um Möglichkeiten und Vermutungen handelt, um Dinge, die man je nach
Willkür annehmen oder ablehnen kann, sondern um einen mehr oder weniger
geschlossenen Komplex von Tatsachen, an denen kein Forscher, keine Wissenschaft
mehr vorübergehen darf. Der geschichtliche Überblick, der den Hauptteil
der Broschüre bildet, beschäftigt sich weniger mit diesen Tatsachen selbst, als
mit der Beurteilung, die sie von Kant bis zu Driesch und Konstantin
Ost erreich bei den wenigen deutschen Forschern von Rang, die dieses Gebiet
ihrer Aufmerksamkeit würdigten, gefunden haben. Bei den zahlreichen Literaturangaben
wurde auch die Zeitschriften-Literatur in ausgiebigem Maße berücksichtigt
, und mancher Fingerzeig bewährt sich dabei auch für den, der sich auf
diesem Felde einigermaßen zu Hause fühlt, als brauchbar. Daß der Verfasser die
Gelegenheit wahrnimmt, auf die von ihm als Spiritisten empfundene und auch
in seinen anderen Publikationen des öfteren nachdrücklich betonte Unzulänglichkeit
der den Spiritismus ausschließenden Erklärungshypothesen hinzuweisen, sei
ihm nicht verdacht; daß er sich dem stillschweigenden Übereinkommen der
deutschen okkulten Forscher, H. Durville nicht ernst zu nehmen und nicht
mehr zu zitieren, nicht anschließt, sei ihm sogar gedankt. Aber die nationalistischen
Entgleisungen des Schlußabschnittes hätte er sich füglich sparen
dürfen. Sätze wie der folgende: „Die Deutschen, als das philosophischste Volk
der Welt, wollen philosophisch und religiös, nicht bloß politisch und sozial geführt
werden, um das ihnen gesteckte Ziel, ein anderes als das der
übrigen, nur auf ihren eigenen Vorteil und Gewinn bedachten
Völker, zu erreichen" können nur benebeln und schaden.

Eberhard Buchno r.


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