Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 250
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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R. W. Schulte.

v. Gulat-W ellenb urg geschildert worden. Leider hat sich bisher die Fachpsychologie
nur allzuwenig mit der kritisch, objektiv und empirisch eingestellten
Untersuchung mediumistischer Erscheinungen abgegeben. Im Gregenteil hält es die psychologische
Fachwissenschaft vielfach für unter ihrer Würde, sich auf den Tummelplatz
von ungewissen, unbewiesenen, unverstandenen, übertriebenen und betrügerischen Erscheinungen
zu begeben. Im Gegensatz zu dieser Anschauung halten wir es für unsere
Pflicht, wegen der großen sozialen und öffentlichen Bedeutung der in Frage stehenden
Probleme vom psychologisch-fachwissenschaftlichen Standpunkte zu ihnen Stellung zu
nehmen. Soweit sich experimental-psychologische Wissenschaftler mit Hang und Namen
mit der Nachprüfung von okkultistischen Phänomenen, insbesondere physikalischer Art,
befaßt haben, sind die Untersuchungen durchweg negativ ausgefallen. Besonders die
Versuche von Geheimrat Marbe in Würzburg zur Psychologie der Wünschelrute,
über Gedankenlesen und Hellsehen, weiter von Geheimrat Sommer, Gießen, von
Prof. Henning in Danzig, von Prof. Becher in München usf. bestätigen dies.

Wir haben bereits ein Fragezeichen dahinter gesetzt, wenn die Okkultisten ihre
Feststellung als mit experimenteller oder nur überhaupt empirischer Genauigkeit gewonnen
bezeichnen.

Wir haben in unserem eingangs erwähnten Aufsatz auch nachdrücklich Beschwerde
darüber geführt, daß diejenigen Kreise, die sich vom positivistischen Standpunkte aus
mit der Beobachtung und Kontrolle okkultistischer Phänomene beschäftigen, nicht nur
mitunter, sondern unserer Kenntnis nach fast stets die Beschäftigung mit der
Psychologie, insbesondere der praktischen, und die Kenntnis der
einfachsten und wichtigsten grundlegenden psychologischen Tatsachen
vernachlässigen.

Bei der Erforschung okkultistischer Phänomene haben wir es mit einem so strittigen
und höchste Verantwortung erfordernden Gebiet zu tun, daß man sich ganz besonders
darüber wundern muß, wie selbst Forscher von Hang glauben, das Gewicht
und die Bedeutung ihres Namens könne die Subjektivität ihrer Meinung
ausgleichen, und vermeinen, vor Sinnestäuschung, ungenauer Beobachtung
und falscher Logik sicher geschützt zu sein.

Die soeben erschienene ausgezeichnete kleine Schrift des Sanitätsrates B r u h n
über „Gelehrte in Hypnose" (Hamburg, Parus-Verlag, 1926) ist ein treffender Beleg für
dieses „document humam". Wir haben den Eindruck, daß sehr viele, sonst durchaus
glaubwürdig und gewissenhaft eingestellte Forscher die Möglichkeit einer Täuschung
nicht eher zugeben, als bis sie ihnen auf experimentelle W^eise ad oculos demonstriert
wird.

Wir glauben,, daß auch die folgenden Darlegungen und Ergebnisse manchen einseitig
eingestellten Betrachter der Dinge nicht so überzeugen werden, wie es im Interesse
der sachlichen Aufklärung der Wahrheitsfrage wünschenswert wäre. Allen diesen
Persönlichkeiten täten dringend einige einfache und schlagkräftige Versuche in
einem psychotechnischen Laboratorium nötig, wie ich sie anläßlich meines
Vortrages in der methodisch allereinfachsten Weise vor einem aus Fachwissenschaftlern
zusammengesetzten Auditorium demonstrieren konnte. Es ist dabei zu bemerken, daß
ebenso, wie es mir als Fachpsychologen gelang, die dabei anwesenden Fachleute, insbesondere
Nervenärzte, Mediziner usf. zu überrumpeln, es auch anderen Versuchsleitern
ohne weiteres gelungen wäre und in den meisten Fällen gelingen wird, mich selbst zu
täuschen.

Die große kritische Stelle, die „Achillesferse" des ganzen Problems
, liegt eben in der Subjektivität der Bewußtseinsvorgänge,
auf die Beobachtung, Wahrnehmung und logische Verarbeitung
okkultistischer Phänomene gegründet sind.

Die zahlreichen Zuhörer meines Referates, die Fachpsychologen dabei und die
Pressevertreter, können es bezeugen, daß in wenigen Minuten, durch zweckentsprechend
gewählte Versuche, mit Hilfe etwa des Schnellblickprüfers, in ganz simpler Weise der
Nachweis geführt werden konnte, daß es kaum zwei Individuen von gleicher
Beobachtungszuverlässigkeit gibt, sondern daß alle verschieden gut oder


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