Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 264
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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E. J. Dingwall.

wickeln" zu lassen, so bleibt dem Medium immer der Ausweg, gar nichts
zu produzieren und auf einen Leichtgläubigen zu warten. Die Leistung
ist ja nicht an bestimmte Zeitgrenzen gebunden, und der Geisterphotograph
hat es insofern leichter als der Tafelschreiber, als man von ihm
keine Schrift verlangt, deren Herstellung Zeit braucht und sich bei hellem
Licht vollziehen muß. Der Sitzungsteilnehmer fordert vom Geisterphotographen
nur, daß etwas Porträtartiges auf den Platten zutage tritt, dessen
Herkunft nicht auf normale Weise erklärt werden kann. Außerdem braucht
die Herstellung nicht bei Licht zu erfolgen, sie kann sich in der bequemen
Finsternis der photographischen Dunkelkammer vollziehen, und
unter Umständen wird selbst das überflüssig, wenn man dem Medium den
Gebrauch seiner eigenen Platten gestattet, die es vorher in Muße zu Hause
unter selbstgewählten Bedingungen präpariert hat.

Die Methoden der Produktion solcher angeblichen Geisterporträts
sind zu zahlreich und mannigfaltig, um sie hier zu schildern. Ich möchte
nur betonen, die Fehlermöglichkeiten sind so bedrohlich, daß nur sorg-
fältigtse Vorsichtsmaßregeln den Tricks ausreichend begegnen können.

Es ist bemerkenswert, daß noch niemals eine systematische Untersuchung
der Geisterphotographie in zufriedenstellender Form, geleitet von
einer Kommission sachkundiger Forscher, stattgefunden hat. Wenn die
Medien sich überhaupt auf eine Prüfung einlassen, gewähren sie natürlich
solchen Beobachtern, die wirklich etwas von der Sache verstehen,
nur ein paar isolierte Sitzungen. So kann der Forscher seine Beobachtungsfehler
nicht korrigieren, kann den massenhaften Einzelvorgängen, die eine
Sitzung für Geisterphotographie in sich schließt, nicht so gerecht werden,
daß übersehene Punkte später besonders aufs Korn genommen werden.
Mit Sitzungen für Neulinge und kritiklos Gläubige dagegen ist das Medium
höchst freigebig. Den Fachmann schließt es entweder ganz aus oder
gibt ihm keine Gelegenheit, die vielen, so sorgfältig zu beachtenden Details
lange genug zu studieren. Daher sind die Untersuchungen bisher
fast ausschließlich von den Spiritisten durchgeführt worden, und wenn
auch der namhafteste englische Spiritistenverein Englands, die London
Spiritualist Alliance, im Jahre 1900 eine Kommission ernannte, die anscheinend
bis 1905 arbeitete, so ist doch kein Bericht darüber erschienen
und niemals habe ich eine detaillierte Schilderung eines von dieser Kommission
veranstalteten Experiments entdecken können.

Der zähe Widerstand der photographierenden Medien fiel schließlich
auch den kritischer veranlagten unter ihren spiritistischen Gönnern auf
die Nerven, und sie sahen sich genötigt, darüber nachzudenken, was man
angesichts der Abneigung der Geisterphotographen selbst gegen die primitivsten
Kontrollbedingungen tun sollte. Die Lösung, auf die sie verfielen,
war fein ersonnen, wenn sie auch den Wissenschaftler zum Lachen reizte.
Man bedenke: Der Wert der Geisterphotographie für den Spiritismus besteht
darin, daß sie Beweise für das Weiterleben menschlicher Wesen
nach dem Tode des Körpers erbringen kann. Der Spiritist hat also nichts
weiter nötig, als daß ein Porträt, das auf einer der in der Sitzung be-


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