Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 265
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_krit_okkult1926/0270
Ein neuer Geisterphotograph. 265

nutzten Platten erscheint, als das eines Verstorbenen wiedererkannt wird.
Da sich nun gewöhnlich die Medien keine Kontrollbedingungen gefallen
lassen, die sie am Hantieren mit den Platten wirksam hindern könnten,
so meinte man, dieser leidige Umstand ließe sich ertragen, wenn sich nur
als Resultat der Sitzung ein wiedererkanntes Porträt herausstellte1). Diejenigen
, welche die von den Medien eingenommene widersetzliche Haltung
verteidigen, argumentieren, selbst wenn das Medium die Platten mit seinen
eigenen vertauscht, könnten die Resultate doch brauchbar sein, wenn sich
nur nachweisen läßt, daß die produzierten Bilder Freunde oder Verwandte
des Teilnehmers darstellen, die das Medium zu ihren Lebzeiten nie gesehen
haben kann. Diese Taktik ist heute in England und Schottland sehr
beliebt, denn den Medien bietet sie Befreiung von der Kontrolle durch
Skeptiker, und die Sitzungsteilnehmer hören es gern, daß man von Photographie
und Taschenspielerei nichts zu verstehen brauche, weil es genügt,
ein einst so vertrautes Gesicht wiederzuerkennen. Gelegentlich kommt
diese schlaue Idee sowohl dem Medium wie seinem Impresario besonders
zu statten, denn wenn auch nur 2b0/0 der Porträts als wiedererkannt
gelten, so müssen die übrigbleibenden 75°/0 der Teilnehmer doch die
Sitzung bezahlen, trotzdem sie ihnen keinen Erfolg gebracht hat. Ihre
Höhe erreichen diese zweideutigen Bedingungen, wenn, was jetzt häufig
geschieht, das Medium seine eigenen Platten benutzt oder die ihm vom
Teilnehmer übergebenen Platten mit nach Hause nimmt, um sie zu „ma-
gnetisierenu, wobei es wohlweislich verschweigt, was für eine Prozedur das
sein soll.

Den bekanntesten Fall dieser Art in Großbritannien bildete das kürzliche
Auftreten des Geisterphotographen GeorgeMoss. Er war zuvor Mechaniker
in Nordengland. Dann begann er angebliche Geisterphotographien aufzunehmen
, und im April wurde er von einem Londoner Institut, dem British
College of Psychic Science Ltd. als Medium engagiert. Zweck dieser Organisation
ist nicht etwa, zu untersuchen, ob das Leben nach dem Tode
andauert, sondern durch Demonstrationen für diesen Glauben zu werben.
Es forscht nicht, sondern es veranstaltet Schaustellungen, wenn auch das
Experiment zur Unterstützung der letzteren oft versuchsweise herangezogen
wird. Die Mitteilung, daß Herr Moss in den Dienst dieses Instituts
getreten war, veröffentlichte das Spiritistenblatt Light am 4. April
1925. Es berichtet: „Herr George H. Moss hat sich dem College als
Medium für Geisterphotographie vertraglich verpflichtet. Seine Leistungen,
die im letzten Jahre sorgfältig geprüft und experimentell untersucht wurden,
sind ausgezeichnet. Mit voller Überzeugung kann das College sie denen

»

J) Der Raum verbietet hier, die Frage des Wiedererkennens zu erörtern. Die
meisten sog. Wiedererkennungen sind wissenschaftlich ganz wertlos. Die Teilnehmer
sind schon mit einem unanalysierten Totaleindruck zufrieden, zieht man dagegen die
einzelnen Züge des Porträts in Betracht, so wird die Täuschung sofort offenkundig. In
manchen Fällen freilich läßt eich die Ähnlichkeit mit der angeblich dargestellten Person
nicht leugnen, und einige derartige Fälle sind merkwürdig und bieten einer natürlichen
Erklärung Schwierigkeiten.


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