Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 273
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Ein Beitrag zur Geschichte der Telepathie.

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der örtlichen Entzündung eine lebensgefährliche Höhe, und, um diese
zu bekämpfen, mußte man zu dem kräftigsten entzündungswidrigen Mittel,
der allgemeinen Blutentleerung, seine Zuflucht nehmen. Dieses hatte indes
die Folge, daß die erwartete Krisis nicht eintrat, sondern es bildete
sich eine Metastasis (eine Yeränderung des Krankheitscharakters) aus,
indem der Krankheitsreiz sich aus dem Gefäßsystem entfernte und auf das
gesamte Nervensystem überging. An der Stelle des früher stattgefundenen
anhaltenden Fiebers und des örtlichen Schmerzes traten jetzt Zuckungen,
bald diese, bald jene Region des Körpers betreffend, nebst einer Störung
aller Sinnesverrichtungen ein. Die Augen nämlich verloren alle Empfindlichkeit
gegen das Licht so vollkommen, daß das Seheloch der Augen
wie gelähmt auf den Beiz der einfallenden Lichtstrahlen durchaus keine
Beweglichkeit mehr zeigte, selbst ein Finger oder sonstiger Körper
zwischen die Augenwimper gebracht, hatte nicht einmal mehr ein
Schließen der Augen zur Folge. Auch war der Sinn des Gehörs erloschen.
Dagegen aber hatten sich ganz neue Vermögen ausgebildet. So konnte die
Kranke, wenn man ganz leise gegen die Gegend der Herzgrube sprach,
hören; sie beantwortete dann jede an sie gerichtete Frage ganz richtig.
Merkwürdiger als diese Erscheinung jedoch war eine ungewöhnliche
Steigerung des Gemeingefühls. Die Kranke konnte nämlich entfernt von
ihrem Körper, in der Weite von zwei bis drei Fuß, also ohne unmittelbare
Berührung, und ohne, daß etwa ein Luftzug veranstaltet wurde,
die sich nähernde Person so gut wie durch den Sinn des Gesichtes oder
des Getastes erkennen und von anderen deutlich unterscheiden. Sie neigte
sich entweder zu der sich ihr nähernden Person hin, wenn sie damit
in befreundetem (sympathetischem) Verhältnisse stand, oder entfernte sich
davon mit ängstlicher Gebärde im Gegenteil. Diese Beobachtung ist so
oft, und so von der Kranken unbemerkt, selbst vielfältig hinter dem
Hauptende ihres Bettes gemacht, daß man an der Wahrheit und Richtigkeit
derselben durchaus nicht zweifeln konnte.

So hielt diese Krankheit mehrere Tage und Nächte an, indem sich
die Heilkraft der Natur bemühte, durch Krämpfe und pausenweise eintretende
Ruhe den Krankheitsreiz, der jetzt das Gehirn und Nervensystem
belastete, zu entfernen, als die Kranke auf einmal, während einer Nacht,
höchst traurig und ängstlich zu der sie mit Liebe und Aufmerksamkeit
pflegenden Wärterin sagte, sie sähe ihren Bruder gegen den Vater tätlich
werden, festnehmen, und unter heftigem Sträuben mittelst einer
Fuhre fern vom Hause bringen; zuletzt behauptete sie, daß er einer zur
Heilung von Irren bestimmten Anstalt übergeben sei, und beschrieb die
Lokalitäten so genau, daß ich, sowie der »Hergang mir erzählt wurde,
die Vermutung aussprach, daß dieses Marsberg sei, wiewohl weder die ■
Umstehenden der Kranken, deren Eltern entfernt von hier wohnten, noch
auch ich selbst einmal wußten, daß die Kranke einen blöd- oder wahnsinnigen
Bruder habe.

Da indessen die Krankheit noch andauerte und man die Eltern
davon hatte in Kenntnis setzen müssen, so kam nach einigen Tagen die j

Zeitschrift für Okkultismus I. 18

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