Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 290
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Ernst Paasche.

dem nagenden Zweifel anheimzufallen und das Gefühl zu beseitigen,
welches die Erklärung der gezeigten „Wunder" erheischt, gibt man sich
selbst die Erklärung, daß nichts Übernatürliches dabei ist und glaubt der
Versicherung des Taschenspielers gern, daß alles nur auf Geschwindigkeit
beruht. Trifft die erste Annahme, die Ausschaltung des Übernatürlichen
zu, so ist man bereits für die zweite Erklärung der Erscheinungen
durch Geschwindigkeit gewonnen. — Damit hat man den ersten großen
Fehlschluß gemacht, indem man bereits dem Anteil des Glaubens als
zusammenfallend mit der scheinbar wissenschaftlichen Erklärung einen
großen Platz einräumte und, willig die nur in den seltensten Fällen zutreffende
Behauptung der Geschwindigkeit als Tatsache betrachtend, somit
die dem Erfolge des Taschenspielers abträgliche Kritik bereits im
Keime erstickte. Es ist dies mit eine der feinsten psychologischen Seiten
dieser Kunst, daß sie, unterstützt durch den suggestiven Einfluß häufiger
Wiederholungen, sich durch präliminierende, mundgerechte und schmiegsame
Betonung gewisser Momente des ablaufenden Kunststückes bemüht,
diejenige Stimmungslage zu schaffen, die den Glauben so stärkt, daß er
weiteren Beeindruckungen leicht zugänglich wird. Per echte Zauberkünstler
zwingt, dadurch den Zuschauer, ohne daß diesem der Zwang zum
Bewußtsein kommt, in die von ihm gewünschte und nicht nur für die
Betrachtungsweise, sondern auch für den Ablauf seiner Kunststücke erforderliche
Stimmungslage. Damit ist aber seine Tätigkeit als Suggestor
nicht erschöpft. War diese Tätigkeit negativer Natur, so erfordert das Gelingen
auch positive Suggestionen. Sie bauen sich auf dem Erfolge der
negativen Suggestionen, welche die Beseitigung der unerwünschten Hemmungen
bezweckten, auf. Für den weiteren Yerlauf unserer Betrachtungen
ist es gleichgültig, ob der vom Taschenspieler ausgeübte Einfluß
auf die Zuschauer bewußter oder unbewußter Natur ist, d. h., ob seine
Arbeitsweise mechanisch erlernt oder auf wissenschaftlichen Grundsätzen
aufgebaut ist. In der Mehrzahl der Fälle gehört der „Vortrag" des
Taschenspielers zum eisernen Inventar, und nur die Größen der Kunst verfügen
über die Kunst der Ursprünglichkeit. Nur wenige Taschenspieler
arbeiten lautlos und ersetzen die Phonetik durch Handlung und Mimik.
Diese Abart kommt jedoch nur da in Frage, wo das Vorhandensein
sicher und gut arbeitender Apparaturen den Künstler entlastet. Sie gehört
zu jedem Programm, darf jedoch erst dann zur Anwendung gelangen,
wenn die erforderliche Stimmungslage durch das Gelingen leichter, glaubbarer
Experimente erreicht ist.

Wenn das Gelingen eines Tricks (weitaus der häufigste Fall) davon
abhängt, daß sich die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf eine bestimmte
räumliche Stelle konzentrieren muß, damit der Taschenspieler die für
den Ablauf des Vorganges erforderlichen Arbeiten unbehindert ausführen
kann, so sind positive Suggestionen erforderlich. Im Brennpunkt der Aufmerksamkeit
stehend, muß jedoch die Methode wechseln. Hierzu stehen
nur zwei, die phonetische und die visuelle zur Verfügung, die abwechselnd,
meistens jedoch zusammen und sich ergänzend angewendet werden. Nicht


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