Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 300
(PDF, 78 MB)
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300

Wolfgung Greiser.

Gesetze und Lebenskräfte das Überspringen der Liehtfunken ans dem Bereiche
des Sinnlich-Beschaulichen in dasjenige des Übersinnlichen, das
bewußte oder unbewußte Eingreifen aus der Welt des Glaubens in die
Welt des Bestehens.

Hunderterlei Dinge sind es, die uns täglich umgeben oder die wir
tagsaus, tagein anlegen, um sie in Form von Ketten, Ringen, Broschen,
Ohrringen, Nadeln und ähnlichem Schmuckwerk zu tragen, ohne uns vielleicht
auch nur im geringsten Gedanken darüber zu machen oder jemals
gemacht zu haben, daß sie altheidnischem Wunderglauben entnommen
sind, vorchristlichem Auchglauben, christlichem Trutzschutz oder dem „ge-
klärteren" und zeitgemäßen Suggestionswissen. Immer aber zollen wir
mit diesen Dingen unserem Innern einen Tribut an sein fühlendes, ungeschriebenes
Gesetz, ganz unabhängig davon, ob wir solche Sachen dieser
Tendenz zu- oder absprechen, glaubend einräumen oder „unglaubend" vorenthalten
wollen.

Denn alle jene Dinge aus Stein, Ton, Knochen, Bronze- und anderen
Legierungen, Metallen aller Art und Edelmetallen, die wir, und vor allen
Dingen unsere Frauenwelt uns angewöhnt haben, als Schmucksachen an
dem Halse oder an den Händen mehr oder weniger absichtlich verborgen
oder auch völlig frei und sichtlich zu tragen, sind Amulette, die in ihrer
suggestiven Wertung durch die Macht der Gewohnheit und durch das
Übel der Verallgemeinerung an ihrer ursprünglichen Bedeutung verloren
haben, aber dennoch zu einem etwa gar nicht verschwindend geringen Teile
in unserem Yolke fast wie ungewollt noch eine autosuggestive Wertung
erfahren.

„Perlen bedeuten Tränen," sagt beispielsweise der Volksmund in Anlehnung
an ein bekanntes Dichterwort, und es gibt gewiß nicht eine geringe
Zahl derer, die sich eben einen Perlenhalsschmuck nur deshalb versagen
, weil unsere Volksweisheit dies Sprüchelchen erfand und prägte.
Der Amethyst hat seine Sonderwertung ebenfalls beibehalten, auch die
Koralle, der Opal und der Smaragd. Ja, man spricht geradezu von einem
gesamten „Edelgesteinsglauben", der sich fast bei jedem Kauf solcher
Steine in Pingen und Ketten bemerkbar macht, und die Verallgemeinerung
solchen Glaubens ist ganz bestimmt größer, als man sich zuzugeben in
weiten Kreisen entschließen mag. Also sind alle diese Dinge eigentlich
nichts anderes und nichts mehr und nichts weniger als im wahren Sinne
des Wortes — Amulette.

Ob wir dieses Wort vom altarabischen „hamäil", d. h. Halsschnur,
ableiten oder ob wir es unter Plinius aus dem lateinischen „amuletum"
entstanden wissen möchten, immer sind dabei Figuren mit Charakteren
und Inschriften gemeint, die aus Stein, Metall, Horn oder Pergament am
Halse getragen wurden und gegen Zauber, Krankheiten, Verwundungen
und allerlei körperliche Schäden schützen sollten. Die ältesten Formen
solcher Amulette mögen die Skarabäen der alten Ägypter und Chaldäer
gewesen sein. Sie verehrten in mächtigen Steinbildern eine von ihnen
als heilig gepriesene Käferart (den Pillenkäfer), den sie auch bald in den


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