Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-MZ18
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und Grenzfragen des Seelenlebens
Band 1
Seite: 317
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Besprechungen

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„Die verschiedenen Gebiete der Buchstabenmystik". Ein merkwürdiges Bild seltsamer
Spekulationen, deren Ausdeutungen sich an die Buchstaben, Alphabete usw. knüpfen,
entrollt sich vor uns: die Buchstaben haben eine symbolische Bedeutung, bzw. einen
Wert, gemäß welchem gewisse Ausdeutungen aus ihrer vorliegenden Gruppierung oder
auch aus der Möglichkeit ihrer Umordnung und Ersetzung gewonnen werden können.
Es handelt sich hier also um den Typus einer Wissenschaft, den wir in unserem Buche:
„Magie und Geheimwissenschaft" als den der „Deutungskunst" bezeichnet haben, und
zwar handelt es sich hier zumeist um die ausgesprochenen Spätformen einer Deutungskunst
. Wer von ethnologischen und völkerpsychologischen Problemstellungen aus an
diese Fragen herantritt, wird den Versuch einer Sinndeutung solcher magischen Spekulationen
, die die innere Notwendigkeit ihrer Vornahme rechtfertigt, für unumgänglich
halten. Faßt man aber die zu Grunde liegenden Probleme von der Völkerpsychologie
her an und läßt diese seltsamen Deutungskünste aus der Geisteshaltung eines Zeitalters
herauswachsen, so wird man die ganze Problematik des vorliegenden Materials in viel weittragendere
Probleme eingebettet finden, zu denen man Stellung nehmen muß und die
die Prinzipien der Materialauswahl und -darstellung in grundlegender Weise verändern
würden. Hoffen wir, daß diese völkerpsychologisch ergänzenden Untersuchungen, die
den eigentlichen Wert dieser fleißigen Sammjung erst völlig erschließen, bald einmal
von berufener Seite vorgenommen werden.

Privatdozent Dr. Th. W. Danzel, Hamburg.
Prof. Dr. Traugott Konstantin Oesterreich: „Der Okkultismus im
modernen Weltbild". 3. Auflage. Sibyllenverlag, Dresden. 1923.
Es ist äußerst erfreulich, daß Oesterreichs kluges und mutiges Buch in verhältnismäßig
kurzer Zeit drei Auflagen erlebt hat. Die dritte reicht insofern recht erheblich
über ihre Vorgängerinnen hinaus, als sie neben anderen wichtigen Ergänzungen
(Hellsehen und Telepathie, Sitzungen mit Franek-Kluski, Miß Goligher, Stanislawa
Tomczyk u. a.) auch Berichte über eigene Erfahrungen Oesterreichs enthält. Es
handelt sich da um Sitzungen, die Oesterreich mit Willy Schneider und mit Frau
Silbert in Graz hatte, wobei das letztere Medium besonders interessiert, weil es vorläufig
trotz seines Gastspiels bei der Londoner Society for Psychical Research wissenschaftlich
noch längst nicht die Beachtung gefunden hat, die es augenscheinlich verdient
. Oesterreichs Stellung ist, wie ja wohl allgemein bekannt, den Phänomenen
gegenüber durchaus positiv (er sagt mit erfreulicher Unmißverständlichkeit: „Es gibt
gar keine andere wissenschaftliche Stellungnahme mehr, als zur Nachprüfung der bisherigen
Forschungsergebnisse zu schreiten."), der spiritistischen Hypothese gegenüber
ablehnend. Nach seiner Ansicht „gibt es überhaupt kein Beweisverfahren, das uns
zwingen könnte, hinter irgend einem medialen Produkt einen anderen Geist als Urheber
anzunehmen als den Geist des Mediums selber", und er hat mit seiner Behauptung
zweifellos recht, wenn man den Möglichkeiten der Telepathie die gleiche unbegrenzte
Ausdehnung zugesteht wie Oesterreich sie ihnen beimißt (unterbewußter telepathischer
Konnex aller oder mindestens der medial veranlagten Individuen, der durch Vererbung
sogar auf die Nachwelt übertragbar ist). Diese These ist sehr geistreich und würde
viele Rätsel lösen können, aber es stehen ihr doch recht erhebliche Bedenken entgegen
und keine sie eindeutig beweisende Erfahrung zur Seite. Andererseits wird man, um
gerecht zu sein, betonen müssen, daß man vorläufig den die spiritistische Erklärung
ausschließenden Ausspruch Oesterreichs auch umdrehen und behaupten könnte, es
gibt kein Beweisverfahren, das den Geisterglauben ad absurdum führt, und ehe ein
solches gefunden sein wird, werden wir uns bescheiden und nur von Möglichkeiten
und mehr oder weniger großen Wahrscheinlichkeiten zu reden haben. Wenn es Oesterreich
übrigens als wünschenswert bezeichnet, daß die okkulte Forschung die Medien
möglichst in einem Stadium in die Hand bekommt, in dem von einer Beeinflussung
durch spiritistische Kreise und Grundsätze noch keine Rede ist, so kann man
diesem Wunsch nur auf das nachdrücklichste beipflichten. Ob man freilich zu besonderen
Resultaten dabei kommen wird, muß dahingestellt bleiben. Denn es ist, wie
Oesterreich richtig betont, durchaus mit der Möglichkeit zu rechnen, daß es zur
Entwicklung der Phänomene der autosuggestiven Einflüsse bedarf, die von den spiri-


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