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Zur Umgestaltung der „Psychischen Studien".
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stischen Phänomene überzeugt sind, so ist die Zeitschrift doch nicht als Propaganda
-, sondern als Forschungsorgan gedacht. Sie wird deshalb keinerlei
dogmatischen Charakter tragen, sondern wird auch Gegnern bis zum Skeptiker
hin, wenn solche das Wort ergreifen wollen, offenstehen. Bedingung der Aufnahme
ist lediglich der wissenschaftliche Charakter der Arbeiten und ein
gentlemanmäßiger Ton der Diskussion und Polemik. Die deutsche Polemik,
welche heute auf diesem Gebiet noch so vielfach in Beschimpfung und Verunglimpfung
des Gegners ausartet, muß auf Formen zurückgeführt werden,
die es dem Forscher gestatten, sobald er sich zur Aenderung seines Standpunktes
auf Grund besserer Einsicht gedrängt fühlt, diese Aenderung seiner Ueberzeu-
gung ohne Gefährdung seines Selbstgefühls zum Ausdruck zu bringen. Die zur
Zeit noch herrschende Leidenschaft der Diskussion äußert gerade darin ihre
dem wissenschaftlichen Fortschritt schädlichste Wirkung, daß sie den bisherigen
Gegnern jedes Zugeständnis an den Fortgang der Forschung als nur
schwer verträglich mit der eigenen Selbstliebe erscheinen lassen muß.
Die Gegenstände der Zeitschrift brauchen im einzelnen nicht näher bezeichnet
zu werden. Sie sind heute jedem, der einige Berührung mit dejüi
ganzen Problemgebiet hat, genügend bekannt, so daß es bei der Aufzählung
einiger Schlagworte sein Bewenden haben kann. Hellsehen, Telepathie, Psycho-
metrie und Prophetie sind die wichtigsten parapsychischen, Telekinesie, Älateria-
Jisation und Apport die bisherigen parapsychophysischen Hauptprobleme. Das
jetzige wissenschaftliche Stadium ist dadurch gekennzeichnet, daß die Bemühungen
bisher — zumal in Deutschland — in erster Linie der Sicherstellimg
der Echtheit der Vorgänge gegolten haben. Für die Prophetie und den \pport
ist der Beweis heute noch nicht in solchem Umfange versucht und erbracht
wie für andere Phänomene des Mediumismus. Die Diskussion über ihre Echtheit
wird deshalb auch die Bogen dieser Zeitschrift \oraussiehtlieh noch länger
beschäftigen. Neben den genannten Phänomenen stehen noch andere, weniger
oft erörterte, und harren ihrerseits der Entscheidung über Echtheit oder Unecht
heil.
Es wäre aber ein Irrtum anzunehmen, daß mit einer Feststellung des Umkreises
der echten parapsychischen und parapsychophysischen Wirklichkeit der
Aufgabenkreis der Parapsychologie und Parapsychophysik erschöpft sein wird.
\ielmehr beginnt die wissenschaftliche Hauptarbeit damit erst, denn erst der
Zukunft liegt es ob, die eigentliche Wesensbeschaffeuheit der Phänomene im
einzelnen zu ergründen, und sie dann dem vorhandenen Bestände unseres
Wissens um die Wirklichkeit anzugliedern. Unsere Kenntnisse in dieser liich-
tung sind bisher von äußerster Bescheidenheit. Es kann also gar keine Red**
davon sein, daß die Zeitschrift für Parapsychologie etwa mit dem Augenblick
überflüssig werden wird, wo der Kampf um die Anerkennung der Echtheit der
Paraphänomene überhaupt abgeschlossen und ihre Grenzen sicher cmtilteil
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