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Pawlcwski: Die Mediumschaft des Franek Kluski. 21

ungeachtet verstehen sie die in jeder Sprache an sie gerichteten Worte
sehr gut. (Gewöhnlich wird im Zirkel polnisch gesprochen.)

Sie scheinen die Gabe zu haben, in den Seelen anderer zu lesen, denn
es ist nicht nötig, einen Wunsch oder eine bestimmte Frage auszusprechen,
der Gedanke allein genügt schon, um ausgeführt zu werden. Man braucht
nur zu. denken, daß «das Phantom dies oder jenes tun soll, so wird es
ausgeführt oder die Ausführung verweigert. In der Tat, einige von ihnen
weigern sich manchmal, gewisse Dinge zu tun, oder sie erklären, daß sie
es gar nicht machen können, oder nicht zu dieser Stunde, oder sie versprechen
, es bei anderer Gelegenheit zu tun oder es zu versuchen.

Nicht alle Erscheinungen können sprechen; viele ziehen es vor, sich
durch Klopfen zu verständigen, was sehr langweilig und zeitraubend ist,
weil man immer mit dem Alphabet von vorne buchstabieren muß.

Die Stimmen sind vollkommen deutlich und von normaler Tonstärke;
sie hören sich an wie ein lautes Flüstern.

Der beim Sprechen die Gesichter belebende Ausdruck ist sehr überzeugend
. Bei einer Gelegenheit konnte ich deutlich den Ausdruck der
Erwartung im Gesidite der Erscheinung eines Türken (von den anderen
Teilnehmern oft gesehen) wahrnehmen, der sich vor mir verneigte und
sagte: „Chokyasb Lehistan." Als er bemerkte, daß ich ihn nicht verstand
, wiederholte er freundlich lächelnd dieselben Worte. Nicht wissend,
was er wollte, aber aus dem Syimpathiegefühl des Polen für seine ritterliche
Nation heraus, sagte ich zu ihm: .,Vive la Turq.uie." Man konnte
deutlich sehen, wie erfreut er darüber war. Er lächelte, seine Augen
strahlten, er kreuzle die Arme, verbeugte sich und verschwand. Ich
notierte mir seine Worte in polnisch-phonetischen Lauten auf meinen
Notizblock. Am nächsten Tage ließ ich sie mir von einem Kenner d^r
Sprache übersetzen und 'fand, daß es heißt: „Vive la Pologne."

Ich könnte noch viele interessante Erfahrungen mitteilen, muß aber
die Grenzen meines Berichtes * einhalten. Einige Beobachtungen habe
ich aus diesem Berichte ausgeschlossen. loh bin daran, diese hier nicht er
wähnten Phänomene zu bearbeiten und baldigst nach Warschau zu senden.

In jedem Falle bin ich überzeugt, daß wir an der Schwelle ein^r
neuen Wissenschaft und vielleicht auch einer neuen Aera sind.

Es ist für jedermann unmöglich, diese Phänomene zu verneinen oder
zu» verwerfen, und es ist unmöglich, sie mit Taschenspielertricks zu erklären
. Tch erkenne vollkoimmen an, daß es für die Mehrzahl schwer ist,
sie zu glauben, daß es schwer ist, die Möglichkeit zu begreifen, daß innerhalb
weniger Minuten lebende menschliche Wesen, deren Knochen man
durch das Fleisch betasten kann, deren Herzschlag zu hören und zu
fühlen ist . . . ich erkenne an, daß dies »alles außer unserem Fassungsvermögen
liegt. Wir sind durch die Wunder der modernen Wissenschaft
verdorben, wir können an das Natürliche, das in so großer Schönheit zu
uns kommt, wir können an das Geheimnis des universellen Lebens, an
das vor uns so sehr gehütete göttliche Geheimnis, nicht mehr glauben.
Dies anzunehmen würde unseren ganzen Standpunkt sowohl dem Lebe'i
und dem Tode gegenüber von Grund aus verändern, als auch den der
Fhiiosophie und Wissenschaften,


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