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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0051
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Berichte über Spontanphänomene.

Der Spuk von Neuried in Oberbayern.

Von Dr. med. 4. Freiherrn >on Schrenck-Notzing (München).

Seit Mitte Oktober sind in jenem Teil Oberbayerns, der nördlich vom
Starnberger See liegt, Gerüchte in Umlauf über Spukvorgänge, die sich
auf einem Bauernhof in dem inmitten des Gebietes der Osterseen gelegenen
Ort Neuried abgespielt haben sollen (Bez.-Amt Weilheim). Als
Urheberin der mysteriösen Vorgänge, welche in Klopfen, Kratzen, Orts-
veiänderung von Gegenständen, Verschwinden derselben bestanden, wird
die 15 jährige Tochter des Bergarbeiter? Grönauer aus Peißenberg bezeichnet
. Wenn dieselbe bei ihrer Tante, der Söldnerin Ledermann in
fteuried, zu Besuch ist, steigern sich die angeblichen Phänomene derart,
daß sie von den Mitbewohnern des Hauses als Belästigung empfunden
v.erden. Eine solche Verstärkung der Vorgänge soll besonders dann
stattfinden, wenn Anna Grönauer mit ihrer 23 jährigen, etwas hysterisch
veranlagten Cousine Käthe Ledermann, ebenfalls einer Nichte der Frau
Ledermann, die als Hausgenossin bei der gemeinsamen Tante lebt, zusammen
ist.

Meist setzen die Erscheinungen während der Dämmerung ein und
sind besonders in der Küche und im Schlafzimmer, also in den Räumen,
in welchen sich die jungen Mädchen zumeist aufhalten, zu bemerken.

Das Hauptphänomen besieht in einem Kratzen und einem zum Teil
sehr starken Klopfen, welches jedoch an den Organismus Annas gebunden
zu sein scheint, da es nur in ihrer Anwesenheit und in ihrer unmittelbaren
Umgebung stattfindet.

Dieser angebliche Geisterspuk bildet seit Wochen das Tagesgespräch
in der dortigen Gegend und wurde, wie in solchen Fällen üblich, durch
die Fama phantastisch übertrieben dargestellt. Zahlreiche Wißbegierige
und sensationslustige Personen wallfahrteten zu dem Hofe der Frau Leder-
mann. Einerseits wollten sie selbst den Spuk erleben, anderseits aber
behandelte man das 15 jährige Mädchen zum Teil wie eine Aussätzige,
^ging ihr aus dem Wege und rückte in der Kirche von ihr ab. Man erblickte
in den unerklärlichen Manifestationen «das Wirken böser Geister
und brachte es in Zusammenhang mit Todesfällen. Nach der Staltach-
Neurieder Version soll der Spuk unmittelbar mit dem Ableben eines
Bauern zusammenhängen, der Frau Ledermann nahestand und durch
Selbstmord Mitte Oktober geendet hatte. Die Peißenberger Lesart lautet
dahin, daß die Erscheinungen mit dem Tode des Mannes einsetzten, dem
das Haus gehörte, in welchem Annas Eltern leben. Hierbei ist jedoch
zu bemerken, daß der Spuk schon 8 Tage vor dem Tode des Hausbesitzers
begann; allerdings war derselbe damals schon schwer krank

Die behördlichen Organe sahen auch in diesem Fall nur groben
Unfug und hysterischen Schabernak, ausgeübt von der oben bezeichneten
Agentin, um die Hausbewohner zu ärgern. Obwohl noch keine Anzeige
erfolgt war, erschien doch eines Abends die hohe Polizei in Uniform, vier
Mann hoch, und ließ sich von Anna Grönauer in der Dunkelheit ein


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