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Weltanschauliches und Theoretisches.

Unsterblidikeit.

\ on Hans DriesrJi, rnh.-Prol. der Tniveisität Leipzig.

Der Ur-Sach\erhalt ..Tch habe bewußt Etwas*'* ist zeitlich begrenzt:
or hat Anfang und Ende. So ist es wenigstens für die Erfahrung nit
Rücksicht auf andere Subjekte und daher wahrscheinlich auch mit Rück*
sieht auf mich. Was ich hier weiß, ist das Folgende:

Die Form des bewußten Erlebens, welche meine eigene ist, zeigt
sich nach einer gewissen Zeit an meinen Mitgeschöpfen nicht mehr. Da*
Ereignis, welches sie bei ihnen abschließt, nenne ich den Tod ihres
Leibes. Das ist alles, was ich weiß, und eben weil ich so wenig weiß,
ist Unsterblichkeit ein .,Problem".

Was ich nicht weiß, Ist namentlich dieses, ob das Ende der Betätigung
eines Ich das Ende seiner Existenz bedeutet. Das kann
ich nur wissen, wenn mein Leib gestorben sein wird. Aber ich möchte
wenigstens etwas schon jetzt darüber wissen; und deshalb werfe ich das
Problem der Unsterblichkeit auf.

Die allgemeine Metaphysik sagt uns hier nun zwar einiges, aber wTas
bie uns sagt, ist so allgemein, daß wir es für die psychologische Haupt-
l»age nicht gebrauchen können.

Sie sagt uns, daß Wissen ein Urbestandteil der Wirklichkeit ist
(S. 111), daß ein Urbestandleil nicht zerstörbar ist, und daß eben deshalb
Wissen ewig ist. Aber das ist uns ziemlich gleichgültig. Was wir
wissen möchten, ist die Form, in welcher Wissen nicht \ernichtet
werden kann; ob es die Form der Tchheit ist oder nicht, ob vereint mit
einer Erhaltung der personalen Gedächtnisinhalle oder nicht, ob in zeitlicher
Form oder in einer nicht zeitlichen Form, die wir gar nicht würden
begreifen können. Die vitalistische Biologie kann uns nun einiges bieten,
wenn auch nicht gerade viel. Nach ihr ist derjenige Faktor, welcher für
die Bildung eines Organismus verantwortlich ist, nicht ein Faktor, welcher
im Baume wirkt und von materiellen Punkten ausgeht, sondern ein
4'aktor, welcher, wenn mir ein paradoxer Ausdruck gestattet wird, in
den Raum liineinwirkt. Mag er nicht auch von „außerhalb" der Zeit
kommen und beim Tode wieder in das Zeitlose hineingehen? Gewiß,
das könnte so sein, aber wir wissen nicht, ob es wirklich so ist; die
zeitliche Seite des Vitalismus ist eben viel problematischer als die
räumliche.

Was nun die Personenfrage auf dem Boden des Unsterbtichkeiis-
Problems angeht, so können wir hier auf wissenschaftlichem Boden noch
weniger sagen, als zur Frage der Zeitlichkeit. Es gibt eine Menge von
Möglichkeiten:

Das persönliche Ich mag nach dem Tode persönlich bleiben, in der
Zeit oder zeitfrei; oder es mag in ein überpersönliches Ich aufgehen
unter Auslöschimg aller persönlichen Ichheit einschließlich des Gedächtnisses
; oder es mag in jenes Ueber-Ich aufgehen und doch seine Per-


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