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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0065
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46 Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1926.)

Falle berücksichtigen, ohne vorher immer wieder den Beweis dafür führen zu
müssen, daß es derartige Phänomene gibt. Was nun die Ergebnisse der Beweisaufnahme
angeht, so mag vieles nicht ganz klar liegen, und ich betonte ja auch
gleich am Anfang des Prozesses, daß wir über Wahrscheinlichkeiten kaum hinauskommen
würden. Aber wenn man, wie wir in diesen Tagen es immer wieder
erlebten, daß Talsachen angegeben werden, die allem Anschein nach der Angeklagte
und die Medien nicht wissen konnten, so spricht das doch als Ganzes
genommen sehr zugunsten übernormaler Phänomene. Wie sonst in der Rechtsprechung
die einzelnen Indizien \ielfach sich unterstützen, so haben wir auch
hier einen Indizienbeweis von beachtlicher Stärke. Wie auf der Jagd die Schüsse
zählen, die treffen und nicht die, die fehl gehen, ähnlich ist es auch hier. Im
wesentlichen haben wir es in unseren Fällen nach unserer Vereinbarung mit
Hellsehen zu tun, d. h. mit reinem Hellsehen oder Telepathie von Abwesenden,
ich habe aber auch bei manchen Fällen auf die Anwesenhcitslelepathie hingewiesen
, \neil es mir in bezug auf die Frage von der Gutgläubigkeit von Drost
nicht ohne Belang zu sein scheint, ob er dergleichen erlebte; Jalls er überhaupt
libernormale Dinge bei seinen Medien erlebte, mußte es ihn in seinem Glauben
bestätigen, eine klare begriffliche Unterscheidung kann man \on einem Laien
auf diesem schwierigen Gebiete nicht verlangen.

Ehe ich weitei über die Gutgläubigkeit von Drost spreche, möchte ich
einige Bemerkungen darüber machen, wie wissenschaftliche Tatsachen festgestellt
werden. Wenn man in der Physik immer wieder erlebt, daß auf ein Ereignis
ein anderes folgt, so kann der Forscher relativ bald zu der Ueberzeugung kommen
, daß das eine Ereignis die Ursache und das andere die Wirkung ist, daß
also beide in ursächlichem Zusammenhange stehen. In der Biologie liegt die«e
Frage schon schwieriger, noch imdurchsichtiger liegt es auf dem Gebiete der
Medizin. Man kann bekanntlich nie wissen, wie wäre der Krankheitsfall ohne
den therapeutischen Eingriff verlaufen. Die Verhältnisse liegen hiev so unübersichtlich
, daß man leicht Täuschungen über die Wirksamkeit eine*- Maßnahme
unterworfen ist, und bekanntlich haben vielfach angesehene Mediziner irgendeine
Heilmethode angegeben und verfochten, ohne daß sie Anerkennung fand.
Nach ihrem Tode ist sie denn auch vom Erdboden verschwunden. Man würde
aber den Männern sicher vielfach Unrecht tun, wenn man ihnen den guten
Glauben durchweg absprechen wollte; bei ihren geistigen Kindern sehen eben
die Väter über die Fehler hinweg, die Mißerfolge beachtet man nicht oder
sucht sie anders zu erklären. Auf einem Gebiete, das so unübersichtlich iM
wie das der Medizin, ist das möglich, ohne daß man den Autoren nun den guten
Glauben absprechen müßte.

Aehnlich liegt es hiermit bei Herrn Drosl, er ist gewiß kein Psychologe,
oder Psychiater und ich möchte ihm überhaupt keine sonderliche wissenschaftliche
Begabung zusprechen. Um die Schwierigkeiten des Gebietes zu übersehen,
muß man eine stärkere wissenschaftliche Begabung und liefere Durchbildung
haben wie der Angeklagte. Man kann von einem solchen Manne nicht erwarten,
daß er die verschiedenen Fehlerquellen auseinandeiklauben kann, sind doch
auf diesem Gebiete ganz andere Männer vielfach gestolpert.

Ich selbst habe ein Buch veröffentlicht „Ueber Telepathie und Hellsehen",
in dem ich meine Versuche auf diesen Gebieten schildere. Wie Herr HeUwig
sagte, sind diese Versuche nicht allgemein anerkannt worden, man findet sie
nicht beweisend, es finden sich also nach der Meinung der Skeptiker nur

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