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sieh in den gewohn'en Zusammenhang des Geschehens nicht oder noch nichl
einordnen läßt.

Gemessen an solcher strengen Forderung des VI a(sächlichen, wird man
das Shakespeare-Wort dahin variieren dürfen: Mag es * iele Dinge im Himmel
und auf Erden geben, von denen sich die Schulweisheit nichts träumen läßt,
so wird es viele andere Dinge nicht gehen, welche voreilige, phantastische un-
krilische Okkultisten in ihren Träumen sich ausmalen. Wo Traum heginnl und
Wirklichkeit aufhört, darüber zu entscheiden ist die unbefangene, aou Leichtgläubigkeit
wie l ngläubigkeit gleicherweise sich enthaltende Talsachenforschung
allein berufen, und keine andere Instanz, weder dogmatische Voreingenommenheit
der Antiokkullisten noch die ebenso dogmatische Starrheit der in ihrer
Weise befangenen Okkultisten.*

Was immer an Tatsachen sich künftig als Ergebnis sorg fälliger Nachprüfung
in dem Umkreise jener Erscheinungen herausstellen wird, schon heute wird
man nicht umhin können, wenigstens die telepathischen und — in begrenztem
Umfange — auch hellseherischen Erscheinungen als begründete Talsachen anzusprechen
. Fernbewegungen und Imitationen, Apporle von Blumen und Steinen
oder sonstigen Gegenständen mögen noch so sehr eine persönliche Ueber-
zeugung in den Teilnehmern solcher Sitzungen wachrufen, für ein kritisches,
methodisch geschultes Denken harren sie noch einer gründlicheren Nachprüfung
, als es die zumeist üblichen Yersuchsbedingungen 1h i derartigen Anlässen
zulassen.

Wohl mag es > ermessen erscheinen, der Natur die Bedingungen für den
Eintritt der \on ihr bewirkten Erscheinungen >orzuschreiben. Wohl mögen
darum auch die okkulten Erscheinungen ebenso ihre eigenartigen Voraussetzungen
haben wie die an die Dunkelkammer geknüpften photographischen
Platten oder die elektrischen Erscheinungen in den Geißleriöhren. Aber es
gilt diesen naheliegenden Vergleich gegenüber okkultistischer Kritiklosigkeit
auf das rechte Maß herabzuspannen. Denn im Falle dieser aus ueiu Bereiche
des sonstigen Nalurgeschehens herangezogenen Beispiele bleibt das methodische*
Prinzip experimenteller Untersuchung völlig gewahrt. \uch in der Dunkelkammer
is! die Variation der Bedingungen für den Eintritt des Vorganges
möglich, der Ablauf des Geschehens in einzelne Phasen zerlegbar, indessen
gerade okkulte ^orgänge wie etwa die lelekinctischen bisher, wie es den An-
bchein hat, noch niemals einer solchen experimentell-methodischen Kontrolle
unterworfen wurden.

Was dieser Umstand in methodischer Hinsicht bedeutet, kann der Vergleich
mit den drahtlosen Wellen lehren. Auch hier handelt es sich um ,.okkulte"
Erscheinungen weilerer WWldeutung, sofern die Wellen unsichtbar sind und
in einer ältere physikalische Denkweisen weit überholenden Art den Raum
durchmessen Aber experimentelle Forschung hat diese ,,okkulten" Wellen
dem System/usammenhange der Natur eingefügt, indessen sie hei der Fernbewegung
der Medien noch nichl zur \nwendung gelangte Dieser Mangel mag,
wohlwollend geurteill, kein endgültiger Einwand gegen die „Echtheit" tele-
kinelischer Phänomene sein, aber er bleibt ein Einwand gegen ihre Talsächlieh-
keit im wissenschaftsmethodischen Sinne. Solche methodische Reinlichkeit der
Betrachtung ist dringend geboten, wenn das umstrittene okkulte Gebiet gleichermaßen
gegen verstiegene Behauptungen seiner eigenen \nhänger wie gegen die
schroffe Absage seiner Widersacher geschützt bleiben soll.


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