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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0074
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In jedem Kai!" bleibt die Trennung von Faktischem imtl Theoretischem,
\on Tatsache und Deutung eine ebenso wichtige methodische Forderung wie
die \bsage an vorschnelle Gleichsctzung von Erlebnissen und Erkenntnissen,
von inneren Zuständen und äußeren Gegenständen, von Schauung und Erfah-
rung im kritischen Worlsinne. Wer irgend etwas „erlebt" hat, verläßt die
Zone seiner Subjektivität erst in dem Yugenblieke, da er den Gegenstand des
Erlebten gedanklich bestimmt und ihn in den Zusammenhang bisheriger
Gegenstandsbe/iehungen ein/uonlnen unternimmt. Wer irgendwelche Zustände
in sich erfahrt, hat mit dem Hinweis auf sie noch nicht die Prüfung erledigt,
was und wieviel sich in ihnen an äußeren eigengeset/lichen Gegenständen widerspiegelt
. Wer sich auf Intuitionen Im ruft, ist nicht ohne weiteres vor Kontusionen
geschützt. Wenn er vor dem kritischen Verstände bestehen will mit
seinen Schaumigen, so ist er ^evvie^en, ihre Inhalte in Einklang zu setzen
mit gesicherten früheren Gegeiisland^heslimmungen und den ErkennInisvvert
der Schauung zu messen an deren Fähigkeit, den Zusammenhang der Erscheinungen
zu erhellen. \\ er sich auf okkultem Gebiete hinter Erlebnissen und
Schauungen verschanzt, erhöht, s'all Licht in das Okkulte /u bringen, die Gefahr
einer weiteren Verdunkelung.

Gesetzt, daß eine vom Bisherigen abweichende neue Talsache als solche
gesichert ist, so gehl <s methodisch nicht an die Zustimmung von der Einsicht
in das A\ ie abhängig zu machen. Tatsachen bleiben als solche in voller Geltung
auch wenn sie noch unerklärt, noch nicht dem Gesamtgefüge der bisher erkannten
Wirklichkeit eingeordnet werden können.

Alle diese methodischen Gesichtspunkte finden besondere Anwendung bei
dem Spiritismus und seiner Abgrenzung gegenüber dem Okkultismus.

Wer Geister zu ..sehen" oder zu hören4' vermeint, wer das Erlebnis einer
Zwiesprache mit ihnen fesl beteuert, ja für diese innere Gewißheit zu sterben
sich bereit erklärt, is' gleichwohl im methodisch-kritischen Sinne noch kein
Erkennender. Es bedarf sorgsanier Kontrolle, eingehender Erwägungen, ob die
Geisler mehr sind als eigene Zii^ländliehkeilen und deren Projektionen nach
außen. Es deutet auf INaivitäl, nicht auf kritische Geisleshaltung, irgendwelche
Erlebnisse bei „«spiritistischen Sitzungen4' ohne weiteres als Erkenntnisse „übersinnlicher
Wellen" und des ,.Lehens nach dem Tode" auszugeben. Eine große
Ernüchterung wird es bedeuten, aber zugleich einen unerbittlichen Wirklichkeitssinn
bezeugen und kritischen Wahrheitsdienst verwirklichen helfen, wenn
am Ende einer solchen Sitzung die ernste Frage gestellt und beantwortet wird,
ob und in welchem Ausmaße ,,Vorgänge" sich ereigneten, die mit Sicherheit
aus dem Umkreise innerer Erlebniswirklichkeilen in die gegenständliche Welt
hinüber führten.

Gegen vorschnelle Gleichselzung von Spiritismus und Okkultismus ist zu
erinnern, daß der Spiritismus eine besondere Theorie okkulter Erscheinungen
bedeuli t.

Daß nicht alle „Geisler'*, welche ..gesehen'* oder „gehört'* werden, Wirklichkeilen
im objektiven Sinne sind, beweisen die Fälle der Halluzinationen
gestörter Menschen. Ob es sich im Falle mehr oder minder geistig Gesunder um
Erscheinungen oder Kundgebungen von Geislern handelt oder nur um abnorme
Äußerungen bestimmter Medien auf der Grundlage von Bewußtseinsspaltungen
und der damit zusammeniiängenden Personifikationen, ob die sich dabei meldenden
„Intelligenzen44 Verstorbener aus den Tiefen des im Trancezusland


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