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Kröner: Parapsychologae und Psychoanalyse. 11!

erscheinen mußte. Wenn die Vnalv/St' dem okkulten \ organg Kinn gibt, den zerrissenen
Nalurzusamenhang wiederherstellt, so entfällt auch der letzte Rest von{
Berechtigung für den Moll-Komplex, der Jahrzehntelang zu Unrecht die Mensch
hei! faszinierte und die Anerkennung der Wahrheit verhindert hal.

In welche psychischen Schichten haben wir nun die einzelnen Kategorien
okkulter Vorgänge einzugliedern? Auf welcher Bewußtseinsebene beginnen die
parapsychischen Organe? Zweifellos schon beim Unterbewußtsein, das ja allerdings
in seinen oberen Schichten seine Eindrücke vom Oberbewußtsein, also
durch das normale Sinneslor bezieht. Aber Einfühlung und Intuition sind bereits
Vorgänge, die sich nicht mehr rein sinnesphysiologisch -- etwa als
unterbewußte Verarbeitung unterbewußter Sinneseindrücke - erklären lassen.
Zum Teil sind die intuitiven Vorgänge bereits als telepathischer oder wenigstens
gemischt telepathischer Natur anzusehen. So verlegen wir sinngemäß die
Telepathie in die tieferen Schichten des Unterbewußtsein*. \uf diesem Gebiet
und in dieser Tiefe herrscht noch die Raumzeitvv elt.

Für das Tief enbew ußtsein und seine okkulten Organe haben Raum
und Zeit in gewisser Weise aufgehört. Gleichzeitigkeit des Prozesses bei Sender
und Empfänger des Erbgutes ist nicht mehr erforderlich. In diese Schicht lokalisieren
wir demnach das reine Hellsehen, und zwar sowohl das Hellsehen
im Raum als in die Vergangenheit. Das Hellsehen in die Zukunft endlich,
die Prophetie, würde in die kosmische Bewußtseinszone zu verlegen sein. Wir
verhallen uns zu dem kosmischen Gottwesen, dessen Teilhewußt seine wir sind,
etwa wie eine Korperzelle sich zu unserem Körper verhält. Das kosmische
Allbewußlsein kennt natürlich in mancher Beziehung auch unseren künftigen
Weg, und wenn es uns gelingt, bis in diese Schichten hinabzusteigen, teilzuhaben
am Universalbewußls^in, und diese Erkenntnis bis ins Oberbewußtsein
emporzuheben, so lüftet sich für uns der Schleier der Zukunft, und auch die
Prophetie hört auf, ein Wunder zu sein.

Die physikalischen Vorgänge des Mediumisnms jedoch \erweisen wir in die
vegetative Zone. Der Malerialisationsvorgang, der anscheinend fast der ganzen
Phänomenik sichtbar, meßbar, mitunter auch unsichtbar zugrunde liegt — man
kann auch sagen, daß gelegentlich nur „Kraft" materialisiert wird - , entspricht
in auffallender Analogie dem Vorgang der Zeugung, der Organismenbildung.
Ein Lebensprinzip, eine Zielsetzung — Enlelechie nennt es der iXcovitalismus,
Idee der PJalonismus — ergreift die tote Materie, belebt sie und bildet aus ihr
ein belebtes Individuum. Wird eine solche Entelechie aus der vegelathen Zone
vorübergehend schizophren losgesprengt und zwar in diesem Falle nicht
bloß in das Oberbewußtsein des Individuums hineingeworfen, sondern in die
objektive materielle Außenwelt (die wir als Oberbewußtsein der Allseele bezeichnen
können), hineingeschleuderl — so entsteht eine Vrl von Urzeugung,
eine rasch entstehende und vergehende Lebenswerdung und Materiebildung au<*
dem scheinbaren Nichts, »»ine echte Materialisation, ein zwar seltener und anormaler
, aber nichtsdestoweniger ein natürlicher und denkgemäßer Vorgang.

Wir können, um unser Schema noch übersichtlicher zu gestalten, den Enle-
lechie-Begriff, die Ziel- und llichlungsidee der Evolution, natürlich auch auf
die übrigen Bewußlseinsebenen übertragen. Die Entelechie des Tiefenbewußtseins
wäre die Evolution der Talent- und Charakteranlage, die Entelechie des
Unterbewußtseins die Suggestion bezw. Autosuggestion, die alle Mittel und
Kräfte heranzieht, um sieh allen Widerstünden 711111 Trotz zu verwirklichen und


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